Die „Republikaner“ rücken ein

Um halb neun schmiß der Mann vom WDR sein Mikrophon in die Ecke und griff zum guten alten Megaphon, um den Massen die Botschaft zu übermitteln: „Wenn Sie nicht zurückgehen, brechen wir die Sendung endgültig ab.“ Der übliche ausgewogene Sendebetrieb war im Wahlstudio, das das Dortmunder Lokalfernsehen direkt im Rathaus aufgebaut hatte, am Sonntag abend nicht möglich. SPD-Oberbürgermeister Samtlebes Absichtserklärungen zum Umgang mit 6,3 Prozent REPs in Dortmund gingen in Pfiffen, Tröten und Nazis-raus -Rufen unter. Die lokale TV-„Elefantenrunde“ aus SPD-, CDU-, „Republikaner„- und Grünen-Spitzenkandidaten war gesprengt.

300 DemonstrantInnen waren, während sich der REP -Spitzenkandidat zum ersten Mal im Lokalfernsehen verbreiten durfte, von der Reinoldikirche gen Rathaus marschiert. Gegen 21 Uhr tauchte am Rathaus der als „SS-Siggi“ bekannte FAP -Anführer Siegfried Borchardt gemeinsam mit einem 56jährigen „Republikaner„-Kandidaten auf. Sie wurden nach Auskunft der Staatsanwaltschaft von Demonstranten mit einer Flasche beworfen und verjagt. Dabei sei der 56jährige REP-Mann hingefallen und habe einen Herzinfarkt erlitten. Er schwebe noch in Lebensgefahr.

Wie in Dortmund demonstrierten auch in Düsseldorf und Köln nach Schließung der Wahllokale über 1.200 Menschen gegen die „Republikaner“. In Bielefeld hatten AusländerInnen am Samstag Pappwahlkabinen auf dem Rathausplatz aufgestellt und symbolisch 500 Kommunalwahlstimmen abgegeben.

Überall, wo die Schönhuber-Truppe kandidiert hat, ist sie auch in Stadträte und Bezirksvertretungen eingezogen und liegt in den Großstädten deutlich über 5 Prozent. Spitzenreiter sind Marl (7,8 Prozent), Köln (7,4), Gelsenkirchen (7,4), Hagen (7,2) und Hamm (7). In Düsseldorf erhielten sie 6,2, im Kreis Recklinghausen 5,1 Prozent der Stimmen. Auf dem Land, wo sie nur in Ausnahmefällen angetreten sind, spielen sie keine Rolle.

Wenn auch der Dortmunder OB Günter Samtlebe und Richard Kelber von den Grünen am Sonntag abend kampfesmutig die Brust vorreckten und Kelber verkündete, man werde allen zeigen, daß die REPs „nichts, aber auch gar nichts zu sagen haben“, herrscht doch bei Roten und Grünen an Rhein und Ruhr allenthalben Ratlosigkeit vor.

In Köln sind die REPs in alle Bezirksvertretungen, bis auf eine, eingezogen, zum Teil mit zweistelligen Ergebnissen. Hilflos hofft man bei den Grünen immer noch, „daß sich die REPs von allein tot laufen“. Erst mal beratschlagen, hieß gestern auch die Devise bei der Ruhrgebiets-SPD. In Städten wie Gelsenkirchen mit hohem Arbeitslosen- und AusländerInnenanteil, hat sie bei 5 Prozent Stimmenverlusten direkt an die REPs abgegeben. Sabine Zech (SPD), Oberbürgermeisterin in Hamm, will für die Politik der geschwächten SPD im Rat „wechselnde Mehrheiten“ suchen und erwartet mit 7 Prozent REPs „verstärkte Diskussionen“. Das AussiedlerInnenlager in Hamm habe den REPs Stimmen gebracht. „Gegen Parolen und Stimmungsmache“ von den Schönhuber-Leuten, so Zech, habe sich auch die Parole der Hammer SPD („Antifaschistisch wählen“) als wirkungslos erwiesen.

Bettina Markmeyer