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Hommage an einen Narren

■ „Zeitwaise“ beim 6. Bremer Puppentheaterfestival

Wenn der König einen Narren aus dem Narren machen will, verspricht er ihm am besten, ihn zum König zu machen. Besessen von der Aussicht, Macht zu haben, mächtig zu sein, reißt sich der Narr mittendurch. So geschehen im Theatrium Puppentheater im Packhaus beim 6. Bremer Puppentheaterfestival. Wie jedes Jahr sind auch diesmal Puppenspieler

von nah und fern geladen, dieses Mal aus Frankreich und aus der Tschechoslowakei.

Bis auf den letzten Sperrsitz gefüllt war der kleine Saal am Donnerstag, als das Zwielicht-Theater, Stuttgart sein Stück Zeitwaise aufführte. Die Hommage an einen Narren, der, von Machtgelüsten getrieben, den versprochenen Weg zum Thron mit zunehmender Rücksichtslosigkeit beschreitet, versetzte die Zuschauer in Spannung. Hin und her gerissen zwischen Sympathie und Ablehnung, verfolgt man das Treiben des ehrgeizigen und schlechten Ex-Entertainers auf den Spuren seines Königs. Eigentümlichste Gestalten begegnen dem Helden auf seinem Weg, denen entweder er oder die ihm zum Opfer fallen. Der Weg zur Macht ist steil, Kalif werden anstelle des Kalifen nicht einfach. Unseren Narren ereilt diese Weisheit in Form eines „Weltentheaters“, das Binsenweisheiten inszeniert und Narren bestiehlt.

Susanne Barzke und Martin Bachmann sind seit 1987 dasZwielicht-Theater. Die Absolventen des Studiengangs „Figurentheater“ der Staatl. Hochschule für Musik und darstellende Kunst, Stuttgart, schreiben ihre Stücke, bauen ihre Figuren und spielen sie auch selber. Das Schwarze Theater ist ihre Spielwiese, auf der sie ein Spannungsfeld zwischen Macht und Ohnmacht schaffen. Den Narren mittendrin. Kerstin Dreye

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