Kein Bild - 24 Mal in der Sekunde

■ Ein Gespräch mit Rainer Damerius, blinder Kinogänger und Filmspezialist: Über den guten Ton, Synchronstimmen, falsche Bewegungen und richtige Gefühle

Christoph Busch

Die Werbung läuft mit halbem Licht. Rainer Damerius hält den Kopf schräg, als betrachte er sein rechtes Knie. Er lauscht. Das Licht erlischt, der Hauptfilm beginnt. Die Reisen des Mr.Leary. Musik. Rainer freut sich, daß sie in Stereo kommt und hört außerdem: „Irgendein Geräusch, das direkt von vorne kommt, da macht jemand was.“ Männliche Stimme: „Der Geschäftsreisende sollte nur das mitnehmen, was in sein Handgepäck paßt.“ Rainer: „Da packt einer einen Koffer.“ Und die weiteren, trocken verlesenen Zitate aus Mr.Learys „Zufalltouristen„-Führer entlocken ihm immer wieder kurze Lacher.

Am liebsten Reihe 3

Rainer Damerius ist 32 und blind. Er geht gerne und mindestens alle 14 Tage ins Kino, meist mit Freundin Birgit Latz. Ganz nah hängen die beiden in den Sesseln zusammen und Birgit flüstert Rainer Bildbemerkungen ins Ohr. Am liebsten sitzt Rainer in der zweiten oder dritten Reihe. Hier hat er nicht so viel Geräusche aus dem Publikum vor sich, und was in den Reihen hinter ihm passiert, das kann nicht zum Film gehören. Trotz Reihe 3 ist blinder Filmgenuß besonders störanfällig: Wenn nebendran die Tüten knistern oder geplaudert wird, schlägt Rainer das viel heftiger aufs Gehör und Filmerlebnis, als Sehende ahnen können. Auch der Geruchssinn des blinden Kinogängers mischt sich stärker und oft störend ein: Der Knisterbeutel von nebenan verströmt zusätzlich Treetsgeruch, das Parfüm der Dame hinter Rainer oder männliche Duftwässer in der Nachbarschaft verlegen die Filmhandlung ins Boudoir oder einen Friseursalon. Rainers Finger blenden die eben verspeiste Pizza und die Pizzeria ein.

„Pourquoi pas?“

Trotzalledem macht sich der von Geburt an blinde Rainer immer wieder ausgerechnet im Kino „ein paar schöne Stunden“. Warum? Die Mehrzahl der Leute, mit denen Rainer zu tun hat, sind Sehende. Wenn sie über Filme sprachen, bekam Rainer mit, „was die so bewegt“. Seit er selbst ins Kino geht, versteht er das und damit die anderen genauer: „Die Gespräche vor und nach den Filmen sind mir nicht wichtiger als die Filme selbst. Aber durch dieses Gespräch ist mein Interesse entstanden, selbst ins Kino zu gehen.“ Das erste Mal vor zehn, zwölf Jahren in Marburg. Sein erster Film: Einer flog über das Kuckucksnest.

Durch Fernsehen war Rainer auf den Kinogang vorbereitet: Er hatte sich die Vorabendserien „reingezogen, genauso wie Sehende, von der Häufigkeit her“. Gerade diese Serien seien gut geeignet, eine Story mitkriegen zu lernen, die nicht zu sehen ist. Aber Kino ist mehr als Fernsehen: es findet nur Film statt. Wenn er fernhört, gießt er nebenbei Blumen, kocht oder legt eine Patience. Auch der Klang ist im Kino konzentrierter: Schießereien zum Beispiel dröhnen anders „wegen der ganz tiefen Resonanzen in den Lautsprechern. Das erschlägt dich nochmal mehr, wenn eine Actionszene kommt“.

Vor allem hat Rainer „so viel Spaß am Kino“, weil es ihn mit Freundin Birgit verbindet. Zu deren Zeichnungen kann er trotz ihrer wohlmeinenden Beschreibungen nichts sagen. „Beim Film aber ist das so, daß es ja Teilbereiche gibt, die mich selber auch noch ansprechen. Die Tonspur zum Beispiel.“

Der gute Ton

Wichtige Voraussetzung einer guten Projektion ist ein exakt justierter Tonkopf. Beim Film will Rainer klaren Klang, der möglichst wenig rauscht, weil in dem Rauschen so viel untergeht. Da Rainer „ganz gut auf beiden Ohren“ hört, zieht er Stereoton vor. Aber der darf nicht hampeln und Hektik verbreiten. Sowie neulich im Tom-Waits-Live-Concert-Film. Die Krönung des guten Tons wäre für Rainer 4-Kanal-Stereo. Der könnte „den ganzen Raum mit einbeziehen: wie wenn ein Auto von hinten kommt und dir in den Rücken fährt“.

Untertitel sind nichts für Rainer. Aber soweit seine Sprachkenntnisse reichen, würde er Filme am liebsten in Originalversion hören. Wie neulich I'm gonna git you, sucka, eine Parodie auf Straßen von San Francisco und Ähnliches. Slang und Dialekt schafften für den blinden Kinopassagier ein „ganz anderes akustisches Klima“, als eine Synchronisation das je hinbekommen hätte.

Bei den Eindeutschungen gibt es selbstverständlich auch welche, die sich hören lassen können. Rainers Gretchenfrage: Imitiert die deutsche Sprecherin, der deutsche Sprecher nur die Lippenbewegungen oder spielen sie mit der Stimme nach, was die Originale auch im Bild ausgedrückt haben? Letzteres treffe für die deutsche Stimme von Miss Marple zu: „Da kann ich mir eine alte Dame vorstellen, die auf alle Welt so wirkt, als würde sie gleich zusammenbrechen, die aber entschlossen einer Sache nachgeht und sich nicht rausdrängen läßt.“ Auf Platz eins kommt die deutsche Version von Columbo -Falk: „Das wirkt leicht dümmlich. Ich habe auch meine Klischees über bestimmte Stimmen drin, ähnlich wie die Sehenden nach dem ersten Aussehen gehen - aber untendrunter ist zu spüren, der Sprecher will jemanden darstellen, dessen 'Dummheit‘ Methode ist, um Kriminalfälle zu klären.“ Bei Dallas haben der JR-Sprecher und auch die Sprecherin der Sue Ellen markante Stimmen. Rainer: „Die erkenne ich sofort, die haben für mich ein Eigenleben in der Serie.“ Allerdings arbeitet die Dallas-Synchronistaion durchgehend mit einem leichten Echo-Effekt, auch wenn Miss Ellie oder Clayton auf Southfork im Freien stehen. Dieser Raumhall irritiert Rainer. Trotz löblicher Synchronausnahmen haben die Filme, die in deutscher Sprache produziert werden, nach Rainers Gehör in der Regel mehr „Stimmcharakter“ und „du merkst, das sind Leute, die das, was die geschauspielert haben, auch sprechen“. Das läßt Rainer allerdings nicht für die Schwarzwaldklinik gelten. Denn er kenne „keine Leute, die tatsächlich so reden“. Sterilität, im OP ein Muß, ist für Stimmen tödlich.

Atmo-Sphäre

Die Kinofilmgeräusche sind anders als die im richtigen Leben. Schon deshalb, weil Kinotöne immer aus Boxen und von vorn kommen. Ansonsten ist moderne Tontechnik in der Lage, Geräusche täuschend echt nachzuahmen. Das „Kokusnuß-Pferd“ kann Rainer nicht akzeptieren. „Ich will den Sand oder Kies, auf dem die rumgaloppieren, knirschen hören.“ Rainer überlegt eben nicht, was die Kamera macht, sondern: „Was macht das Mikrofon?“ Im Lauf der Zeit hört er dann, „daß das Mikrofon in einem Lkw hängt und die fahren damit durch die Gegend. Ich konnte mich richtig da reinversetzen: das riecht ein bißchen verschwitzt und nach Diesel“.

Musikalien-Handlung

Ein Geräusch besonderer Art: die Filmmusik. Sie wird dräuend, wenn die Rothaarige auftritt, und wenn das „klassische Damderamdamdadam“ ertönt, weiß Rainer, „es hat jemand am Abgrund gestanden, oder die Person fällt gleich die Treppe herunter“.

Es gibt Musik, die spricht in ihm die „ganz sentimentalen Sachen“ an, da hat er einen Kloß im Hals. Bei Gorillas im Nebel zum Beispiel: „Melancholische, nach dem Sinn des Lebens fragende Musik mit wahnsinniger Wirkung.“ Beim Musicalfilm aber steigt Rainer aus, obwohl es viel zu hören gäbe: Denn unter Musical versteht er „Leute, die ziemlich viel herumtanzen und das bringt's mir nicht“. Da hat sich die Tonspur verselbständigt, das Bild wird nicht mehr gebraucht, läuft parallel. Aber Rainer geht nicht wegen Tanzmusik ins Kino, sondern wegen der Bilder: Er will eine Geschichte erleben, die aus der Mischung von Bild und Ton entsteht.

Bildbericht

Was der Ton über das Geschehen auf der Leinwand verrät, ergänzt Rainers Kinoschatten, in der Regel Birgit, durch Bildbemerkungen: „Jetzt ist gerade die Frau reingekommen, aber er hat sie noch nicht gesehen.“ Einer von Birgits typischen Untertiteln. Gesagt werden muß immer dann was, wenn etwas von der Kamera wichtig genommen, aber akustisch nicht gezeigt wird. Für den Fall, daß einer eine Idee hat, und man sieht ihm das nur an, sagt Birgit: „Kriegt jetzt eine Idee.“ Eine andere Bildformel: „Das war ein tödlicher Blick.“ Oder: „Hämisches Grinsen.“ Bei Serien wie Dallas läßt sich der Bilderdienst noch mehr standardisieren. Es genügt eine kurze Ortsangabe - „Bobbys Büro“ - und der Hinweis, wer kommt oder geht. „Gift und Galle“ sagt dann den Rest.

Mit der Zeit hat die Filmbegleiterin ein Bildtitelrepertoire und vor allem ein Gefühl dafür bekommen, was gesagt werden muß. Parallelschnitte, die sich akustisch nicht bemerkbar machen, bedeuten selbstverständlich mehr Kommentar und Arbeit. Zum Beispiel in der Schlußsequenz von Harold und Maude. Da bleibt Birgit die Litanei nicht erspart: „Jetzt wieder Klippe. - Jetzt wieder Krankenhaus. Jetzt wieder...“ Bei Quadrophenia dagegen hört Rainer selbst, ob da gerade die Rocker auf den Krädern oder die Mods mit den Vespas nach Brighton düsen. Die Bildberichterstatterin ist auch gefordert, wenn der Ton Rückblenden oder Traumsequenzen verschweigt. Die Reisen des Mister Leary machen es Birgit leicht: Am Hall erkennt Rainer auf Anhieb die Rückblenden und am verzerrten Telefonklingeln: „Der träumt.“ Ein einfacher Film für Rainer und Birgit war auch Talk Radio. Birgit mußte nur die stumm ins Studio hinter die Glasscheibe Tretenden benennen. Aber eben das kann zu Anfang eines Films schwierig sein: Wenn bis dahin noch keine Namen gefallen sind, Birgit noch nicht das passende „Etikett“ gefunden hat, und die (Synchron -)Stimme relativ charakterlos ist.

Ein besonderer Streß für die Filmbesprecherin: Die Kommentierung muß on-line passieren. Rainer: „Hinterher erzählen ist nicht mehr dasselbe, weil ich dann nicht mehr da sitze. Das ist dann nur noch ein Nachkommentar. Der Bildkommentar ist Teil des Erlebnisses, nicht Ergänzung zum Hörerlebnis.“ Das unterscheidet den Kinobesuch vom Hörspielgenuß. Kein Wunder, daß Birgit ihr eigenes Filmerlebnis oft erstmal allein genießt, um sich kommentarlos mitreißen lassen zu können und Rainer dann „Bescheid“ sagt, wenn sie Filme für geeignet hält.

Slow Emotion

Der Film muß Zeit lassen für Birgits Kommentare und Rainers Bildgedanken und -gefühle: Was machen die Leute, während sie reden? Welche Gefühle rufen die Geräusche, die oft dezenter sind als im Hörspiel, bei Rainer hervor? „Wenn was zu schnell geht“, kommt Rainer das „oft nicht echt vor“. Wenn zum Beispiel plötzlich Streit ausbricht. Da registriert Rainer nur die pure Information: die streiten sich jetzt. So gesehen während der „hektischen Streits“ in Mondsüchtig.

Es gibt Filme, in denen ist Rainer „vom Gefühl her total drin“. Wer hat Angst vor Virgina Woolf? gehört dazu, „weil sich das langsam entwickelt“. Im richtigen Tempo werden auch Filme ohne große Action für Rainer genießbar: „Je länger das dauert, desto mehr inhaliere ich das.“ Hohes Lob für Der Tod eines Handlungsreisenden: Keine Stille auf der Tonspur, aber „eine Ruhe in den Dialogen, eine Länge, die es mir möglich macht, mich einzudenken in das, was die Leute machen: Da läuft jemand hektisch rum, will eigentlich weg. Ein anderer sitzt da ganz apathisch und erzählt nachdenklich, fertig mit der Welt“.

Je schneller die Filme sich verständlich machen wollen, desto „billiger werden die Klischees“. Zu den Eros-Ton -Klischees gehört „das Gestöhne“, wohingegen das Küssen, nach Rainers Erfahrung äußerst selten zu hören ist. Höchstens mal ein trockenes „Plopp“. Dann gibt es noch ein „Pffft, wenn die Bettwäsche beiseitegeschoben wird und zwei sich zusammenkuscheln“. Das „Pffft“ fehlt übrigens auch bei Mr.Leary nicht. Diese Signaltöne sind meist so kurz gehalten, daß sie Rainer kaum Zeit lassen für erotische Filmgefühle. In derUnglaublichen Leichtigkeit hat ihn das zum Beispiel „überhaupt nicht angemacht“: „Bevor bei mir ein Gefühl entstehen konnte, rollten schon die Panzer.“

Auch Angst kommt langsam näher: Sich steigernde Musik, tiefe, anschwellende Töne, Geräusche oder Schritte, die auf jemanden zukommen. So vermittelte Die gekaufte Frau Rainer „vorwiegend über die Akustik ein Klima der Unterdrückung“, das ihn weinen ließ. Der Schrecken dagegen, der kommt in Sekundenschnelle, Knall auf Fall, mit Pauken oder Türschlag, „wenn das Monster auftritt“. Dann zuckt Rainer zusammen.

Sinnbilder

Was macht Rainer aus Ton plus Kommentar? „Ich stell mir das in erlebten Eindrücken vor.“ Er ruft ab, was er früher ertastet, unter den Füßen und auf der Haut gefühlt hat, gerochen, geschmeckt oder in bestimmten Situationen und Umgebungen gehört hat. Ein Schuß Fantasie schafft den Rest.

Wenn er weiß, eine halbnackte Frau ist zu sehen, dann stellt er sich eben nicht vor, die Frau auf der Leinwand anzufassen, sondern er erinnert sich an halbnackte Frauen, wie er sie berührt hat. Selbstverständlich weiß Rainer, wie Autos sich anhören und riechen, er hat auch schon eine Pistole in die Hand und wahrgenommen; und eine Ledersesselecke im Dallas-Büro vergleicht er mit einer, die er selber mal besetzt hat. Bei Gebäuden und großen Räumen stößt der Tastsinn an seine Grenzen, weshalb Rainer es oft gar nicht erst versucht: „Ich habe mir noch nie eine Vorstellung vom Haus der Southfork-Ranch gemacht.“ Aber natürlich hat er Räume mit seinen Schritten durchmessen, und, wenn es darauf ankommt, hat er auch für unfaßbare Höhe ein Gefühl: Auf dem Balkon eines Hochhauses klingen die Geräusche aus der Tiefe anders als im Parterre. In den Bergen verstärkt sich der Eindruck durch den Wind: einen Schritt weiter ein Abgrund, 200 Meter tief - „so eine Höhe, die spüre ich dann auch.“ Wie Suppe schmeckt und Leberwurst sich anfühlt, weiß Rainer, der beim Brotschmieren den Auftrag parallel zum Messer mit dem Finger überprüft.

Blinder Eifer

Rainers Filmerlebnis ist - wie das Sehtüchtiger auch - ein sinnliches: Eigene Erfahrungen werden wachgekitzelt, herangezogen, neu organisiert und machen den „Film“ aus. Bei Rainer ist nur die optische Erfahrungsebene nicht angesprochen. Aber das macht für ihn den Kinogang nicht unsinnig: Die Optik sei schließlich nur einer von wenigstens fünf Sinnen. Aus diesem Grunde lehnt er es ab, sich einen Film so zugänglich machen zu wollen, „als hätte ich ihn selber gesehen“. Nichts als blinder Eifer, entsprechende Klimmzüge kennt er aus anderen Bereichen: Da wird zum Beispiel Munchs Schrei für Blinde zum Halbrelief aufgebläht, dem Gemälde wird eine Dimension hinzugefügt, die es selbst nicht hat. Andersrum werden gotische Kathedralen auf Halbreliefs reduziert, die mit den wirklichen räumlichen Proportionen dieser Gebäude nichts gemein haben. Krücken, auf die Rainer verzichtet, weil er seinem eigenen Antrieb und nicht dem der sehenden Mehrheit gehorchen will: „Wenn ich massiv das Gefühl hätte, ich müßte ins Kino, damit ich optisch mithalten und mitreden kann, gäbe ich mich der Illusion hin, Anforderungen, die von Sehenden gestellt werden, erfüllen zu können.“ Dann wäre Kino nicht mehr Unterhaltung, sondern anstrengend.

Neue Kritik

Statt auf optische Täuschung hinzuarbeiten, setzt Rainer auf die besonderen Qualitäten blinder Wahrnehmung: Wenn Sehtüchtige aus dem Kino kämen, wüßten sie meist nicht zu sagen, was auf der Tonspur los war. Rainer hört feinste Schwankungen und Nuancen, der Rhythmus lenkt sein Gefühl, und im Unterschied zu den ZuschauerInnen wahrt Hörer Rainer größere Distanz zum Geschehen: Er ist nur den akustischen Klischees, nicht ihrer optischen Verschärfung, direkt ausgesetzt, und kommt so leichter in den Genuß eines Brechtschen Effekts: Das ist „nur“ ein Film, alterierte Wirklichkeit.

Aus dieser speziellen „Sicht“ möchte Rainer gerne Filmkritiken schreiben. Während er sich, mit dem Finger die Flamme des Feuerzeugs tastend, eine Zigarette anzündet, erklärt er das Konzept: Er würde von vorneherein klarstellen, daß er sich nicht auf die Optik bezieht. Wer ihm dann entgegnen würde: Das muß man aber doch gesehen haben, würde er kontern: „Dann ist das eben ein schlechter Film für Blinde. Dann macht doch gleich einen Stummfilm.“ „Blindenfreundlich“ nennt Rainer Filme, die „nicht zu bildlastig“ sind: „Wenn das ein Film ist, in dem eine Geschichte erzählt wird, in der viele Leute was miteinander zu tun haben, wo was passiert, dann läuft das sehr viel auch über Dialoge und Geräusche ab, eben über Geschehen, das man auch akustisch mitbekommt.“

Rainers Wunsch an seine sehenden KritikerInnen, „die beide Möglichkeiten haben“: Sie sollen sich mehr Gedanken über die Akustik machen. Nicht den Ton abdrehen und die „Dichte“ der Bilder prüfen, sondern einen Film lang die Augen schließen und dem Tons folgen. Wirkung garantiert.