Ein „Musikfestlicher Fingerzeig“

■ Beethovens Violinkonzert auf authentischen Instrumenten / Academy of Ancient Music

Es gibt bis heute keine zugängliche Aufnahme des Violinkonzertes, die den Ansprüchen der musikalischen Faktur oder den Intentionen des Komponisten genügen könnte. Generell sind die Versäumnisse in wichtigen Aspekten kurz zu benennen. 1.: Beethovens rasante Tempovorstellungen, wie er sie in den Metronomisierungen seiner Symphonien oder der für die „Hammerklaviersonate“ dokumentiert hat, werden von den Interpreten schlicht ignoriert. 2.: Die für den logischen Zusammenhang unverzichtbare Tempokonstante wird zugunsten einer gefühligen Duselei in heroischen und lyrischen Charakteren (durch katastrophale Temposchwankungen) aufgehoben. 3.: Die musikalische Sprache Beethovens ist, bei allen Neuerungen, noch erheblich den Vorstellungen einer „Klangrede“, wie das „barocke Zeitalter“ sie kannte, verpflichtet. 4.: Das Violinkonzert selbst ist kein „romantisches“ Werk, in dem der Narzißmus des Virtuosen zum hemmungslosen Austoben aufgefordert wird, sondern gezeichnet von einer strukturellen Korrespondenz zwischen Solist und Orchester.

Für die richtige Ausführung der genannten Aspekte bürgt schon der Name Christopher Hogwood, einer der profiliertesten Vertreter der englischen Schule der Historischen Aufführungspraxis. Wer das Violonkonzert nicht kennt - eines der schönsten Werke, die die Gattung vorweisen kann - , den reizt an diesem Konzert vielleicht neben der „Prometheus-Ouvertüre“ die Legende der Symphonik schlechthin: Beethovens „Fünfte“. H.Schmid

15.10., 16 Uhr, neu: St. Petri Dom