: Blech und Rosen
■ Best of Einstürzende Neubauten
Nach der Vor-Bombastgruppe Die Erde aus Hamburg konnte es endlich losgehen: „In den Schädel, durch den Schädel, aus dem Schädel, das Geschoß“. Sie sind immer noch die Alten. Furchterregend gerierten sich die Einstürzenden Neubauten - wie im letzten Jahr und wie bei ihrem ersten Bremer Auftritt anno 1981. Seitdem ist eine Menge Salz die Weser heruntergeflossen, die Urkombo der Industriemusik hat viel Konkurrenz bekommen, aber geliebt werden sie immer noch. Das war im berstend vollen Modernes gut zu spüren. Nach neun Plattenveröffentlichungen, Theatermitarbeiten, Konzerten in Wüsten und auf Fabrikdächern und einer Beteiligung am ethnischen WOMAD-Festival ist ihnen ein sicherer Platz im Verein der Arrivierten gewiß.
Das knallharte Stahl-und Abrißbirnenkonzept weicht hier und da zwar wohlfeilen Arrangements, doch nur wenig später klingen sie wieder metallisch und perkussionsorientiert. Zur Beruhigung mancher ungeübter Nerven streuen sie gern eine Volxweise ein, deren Knüppelgestampfe viele Hacken mitwippen läßt.
Blixa Bargeld, jung und bleich und dürr und kehlig wie am ersten Tag, skandiert seine hochmitteilsamen Adressen ans Publikum und dafür gibt es mittlerweile sogar einen Riesenstrauß langstieliger Rosen. Die „Rebellion gegen alte Hörgewohnheiten“ (Die ZEIT) wurde fließend in den Bereich des Alltäglichen gerückt. Neue Konsumentenschichten sind für die Neubauten kein Problem. Wenn die musikalische Homogenität an den Rand des Erträglichen gerät, steuern sie einfach alte Pfade an, ohrenbetäubend und schräg, daß es eine Wonne ist. Der Tod ist immer noch ein Dandy und die „Richterskala“ noch nach oben offen.
Einstürzende Neubauten ließen auch diesmal den Aufführungsort stehen, alles andere hätte ihnen das breitgemischte Publikum übel genommen. Sollen sie doch auf Einkaufswagen und Blechplatten herumkloppen, kreischen und verzerren - am Bühnenrand ist Schluß. Die einzige Unstimmigkeit kam von Blixa: „Laßt aus unserer Konfusion eine Kernfusion werden“. Das muß er mal näher erklären. Wahrscheinlich im nächsten Jahr. Cool J.F
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
