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Großrazzia am Südstern

■ Viel Aufwand, wenig Ausbeute / „Wunderbar“ wurde erneut durchsucht und geräumt / Acht Personen wurden festgenommen

Mit einem Dutzend Fahrzeugen, darunter vorsorglich einem Gefangenentransporter, rückte die Polizei am Donnerstag abend wieder einmal der Drogenszene am Südstern zu Leibe. Im Mittelpunkt des Geschehens: das Lokal „Wunderbar“ an der Körtestraße. Binnen kurzem befanden sich in der Kneipe nur noch „Gäste“ in grünen Einsatzanzügen. Die ursprünglichen Kunden und die multikulturellen Cliquen vor dem U-Bahnhof insgesamt 64 Personen - wurden überprüft und acht Leute wegen Verstößen „gegen das Btm-Gesetz“ festgenommen. Ein skuriles Bild bot sich vor dem Bahnhof. Mit Taschenlampen durchwühlten Polizisten gebückt den Unrat in der Grünanlage. Jedes Papierchen wurde auf der Suche nach Stoff umgedreht. Doch die Ausbeute blieb so gering, daß die Polizeipressestelle nicht einmal mit Grammzahlen aufwarten konnte.

Von begeisterten Anwohnern berichtete Kreuzbergs Wirtschaftsstadtrat Wolf-Jürgen Peter (CDU), der bei der Aktion dabei war. In den letzten Monaten sei die Szene am Bahnhof vielen Bürgern aller politischen Richtungen immer mehr aufgestoßen. Vor allem am späten Abend fühlten sich BVG -Fahrgäste angepöbelt und bedroht. Das Lokal selbst sei aber „als solches sauber“ und könne deswegen auch nicht geschlossen werden. Die Bedeutung der Südstern-Szene für den Berliner Drogenmarkt mochte ein Polizeisprecher gestern nur als gering einschätzen. Innerhalb der linken (Kiffer-)Szene gilt sie als „passe“, haftet ihr doch das Image von Kleinkriminellen und „H„-Dealerei an.

tom

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