Alles bleibt so, wie es ist

■ DACAPO-Diskussion über die „Aufgabe bremischer Kulturpolitik“

Die 159ste Veranstaltung von DACAPO war zwar als „Konzert“ mit anschließender Diskussion angelegt, man wird dennoch ohne die humorvolle Leistung von Willi Daum abzutun, der gewissermaßen der Form halber eine Bandaufnahme von Mozart „dirigierte“ - der Aktualität des Gesprächsthemas vorrangig nachgeben. Die „Aufgabe bremischer Kulturpolitik (im doppelten Wortsinn)“ stand zur Debatte;

fast eine ironische Premiere, bei der erstmalig in einer DACAPO-Veranstaltung ein Vertreter der Kulturbehörde debütierte. Norbert Kentrup (Shakespeare-Company), Ingo Ahmels (DACAPO), Helga Trüpel-Rüdel (Grüne), Ute Schalz -Laurenze (Musikjournalistin) und Thomas Metscher (Uni Bremen) eröffneten mit den bekannten Argumenten: Musikfest ist Kultur von oben; zu wenig Geld für kulturelle Stadtprojekte; zu viel Geld für das Musikfest; Austrocknung der kulturellen Stadtstruktur; Inkompetenz in der Kulturbehörde etc.

Horst Werner Franke hielt dagegen: Wir müssen ein kulturelles Reizklima schaffen; wir haben mit dem Musikfest einen Anfang gemacht; Kultur von oben soll sich nach unten fortsetzen; die „Genossen“ in der „SPD“ wären schwer vom Wert der Kultur zu überzeugen; „Nennen sie mir Namen! Die fliegen sofort raus“ (also: Wer entsprechende Informationen über inkompetente Mitarbeiter in der Kulturbehörde besitzt, diese bitte mit Belegen umgehend an Senator Franke senden). Tat Franke anfänglich die in den letzten Wochen geäußerte Kritik im wesentlichen als „primitives Dagegenhalten“ und als Agitation einiger Gruppen („z.B. Bernbacher und Konsorten“), die ihre „sehr speziellen Gründe“ hätten, ab, so räumte er doch in der Folge ein, daß die Abwicklung des Festes“ (Inhalt und Management) „nicht optimal gelaufen sei“. Finanzielle Zugeständnisse mochte er für die Zukunft

trotzdem nicht recht geben, sein Etat von 73 Millionen wäre bereits verplant für die Anschaffungsetats der Museen, die personelle Verstärkung im technischen Theaterbereich, die Philharmonie usw. usw. Eine sinnlose Diskussion! Die Situation, daß ausgewiesene Kulturschaffende in Bremen finanzieller Unterstützung hinterherhecheln müssen, ist für die Betroffenen ebenso entwürdigend wie erniedrigend. In einem der wichtigsten Gesprächsbeiträge beschwor Ingo Ahmels die utopische Komponente von Kunstproduktion und Projektgestaltung; Dinge zu versuchen, von denen man heute noch nicht weiß, was sie morgen sein werden. Doch Wagnisse waren in der Vergangenheit kaum eine Angelegenheit der Politik und werden es wohl auch in Zukunft nie sein. H. Schmidt