Was fehlt? Die richtige Bezeichnung!-betr.: "Was fehlt", taz vom 3.10.89

Betr.: „Was fehlt“,

taz vom 3.10.89

Da steht: „einem Transvestiten noch nicht der Schwanz - weil ihm eine Geschlechtsumwandlung verwehrt worden war, versuchte er sich - erfolglos - selbst zu entmannen“.

Erstens wird diese Form der geradezu abwertenden Abhandlung nicht im mindesten der Problematik und dem Leidensdruck des Betroffenen gerecht, und zweitens handelt es sich bei der erwähnten Person offensichtlich nicht um einen Transvestiten (also jemanden, der Lust dabei empfindet, sich vorübergehend durch Kleidung und weitere Accessoires äußerlich dem für ihn anderen Geschlecht anzugleichen, sich aber ansonsten unzweifelhaft dem eigenen körperlichen wie psychischen Geschlecht zugehörig fühlt), sondern um eine Mann-zu-Frau -Transsexuelle (also eine Person, die physisch zwar männlich, psychisch jedoch weiblich ist, eine Frau, die das Unglück hatte, in einem männlichen Körper geboren worden zu sein, die deshalb durch Hormonbehandlung und Operationen eine möglichst weitgehende körperliche Angleichung an das eigentliche eigene, nämlich das psychische Geschlecht erreichen will).

Da auch dies nur eine relativ vereinfachte Darstellung der Problematik ist, empfehle ich Euch, solltet Ihr mal wieder über ähnliches schreiben wollen, vorher entsprechende Literatur zu bearbeiten (medizinische Lexika oder zum Beispiel Wolf Eicher, Transsexualismus - Möglichkeiten und Grenzen der Geschlechtsumwandlung, Stuttgart 1984) und eventuell sogar den Schritt zu wagen, mit Transsexuellen selbst zu sprechen (beispielsweise gibt es eine Informationsstelle bei der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft, 1000 Berlin 61, Großbeerenstraße 13 A,

Tel.: 215 9474, sowie eine Selbsthilfegruppe für Transsexuelle bei SEKIS, der Selbsthilfe-Kontakt- und Informationsstelle,

1000 Berlin 31, Albrecht-Achilles-Str. 65, Tel.: 892 6602).

David Mitzenheim, Berlin 33