NASA gibt „Galileo“ grünes Licht

■ Nach Austausch der Computer kann das Plutonium-Shuttle mit der Raumsonde heute starten Grüne verlangen Intervention der Bundesregierung und sprechen von „Himmelfahrtskommando“

Cape Canaveral (dpa/taz) - Die Grünen haben in Briefen an Bundeskanzler Kohl und Bundespräsident von Weizsäcker appelliert, wegen des bevorstehenden Starts der Raumfähre „Atlantis“ mit der Raumsonde „Galileo“ in Washington zu intervenieren. Wie berichtet, sind bundesdeutsche Firmen an dem Projekt erheblich beteiligt. Auch das Ministerium von Forschungsminister Riesenhuber habe, so die Grünen, das Projekt mit 95 Millionen Mark unterstützt. „Galileo“ sei „das bisher komplizierteste Weltraumprojekt der USA, bei dem 25 Kilo Plutonium in den Weltraum katapultiert werden“. Es müsse alles getan werden, um dieses „Himmelfahrtskommando“ zu stoppen.

Technisch steht dem Start der Raumfähre am heutigen Dienstag indessen nichts mehr im Weg. Die NASA gab am Samstag in Cape Canaveral (Florida) grünes Licht, nachdem ein neuer Computer zur Kontrolle eines der Haupttriebwerke eingebaut wurde. Fragezeichen setzen jetzt noch die angekündigten Protestaktionen von Umweltgruppen, die „Galileos“ Start blockieren wollen.

Atom-Gegner und Umweltschützer hatten am Donnerstag in Washington Berufung gegen die Weigerung eines Bundesrichters eingelegt, den Start zu verbieten. Die Plutonium-Batterien „Galileos“ würden im Falle eines Unglücks Florida unbewohnbar machen. Der Richter hatte dies zurückgewiesen, da die NASA die Richtlinien für die Beförderung radioaktiver Komponenten ins Weltall befolgt habe.

Für die geplante Startzeit am Dienstag um 15.57 Uhr MEZ fehlt nur noch das „richtige“ Wetter. Der tropische Sturm „Jerry“ näherte sich am vergangenen Samstag mit rund 100 Stundenkilometern dem Festland bei Louisiana. Das „Nationale Hurrikan Zentrum“ in Miami nannte es jedoch unwahrscheinlich, daß „Jerry“ Hurrikanstärke erreichen wird.

Ursprünglich sollte die Raumfähre mit der Jupitersonde schon am vergangenen Donnerstag starten. Der Countdown mußte dann aber wegen der Computerprobleme verschoben werden. Die NASA hat für das seit Jahren wissenschaftlich ehrgeizigste, technisch komplizierteste und mit 1,4 Milliarden Dollar teuerste Projekt noch Zeit bis November. Danach müßte der Flug wegen der Stellung der Gestirne um noch einmal 19 Monate verschoben werden.

-man