AL: Lieber weniger Wohnungen - aber billige

■ Alternative Wohnungsbaupolitiker wollen Bausenator Nagels Pläne kippen: Teure, nicht projektgebundene Wohnungen kosten nur Fläche - und helfen nur den Reichen

„Andere Wohnungen, statt viele“ fordert jetzt die AL bewußt gegen die Planungen von SPD-Bausenator Nagel. Gleichzeitig wird der CDU der ewige Koalitionsstreit „Wohnungsnot contra Ökologie“ zu bunt. Sie sprach sich gestern für die knallharte Betonlösung aus: Großbauprojekte mit Tausenden von Wohnungen solle man bauen. Bloß wohin, sagte auch die CDU nicht konkret. Wie es tatsächlich weitergeht, darüber zerbrechen sich heute die SenatorInnen die Köpfe.

Der AL kommt es darauf an, daß die neuen Wohnungen auch bezahlbar sind. „Keine Luxuswohnungen, damit sich Yuppies noch mehr ausbreiten können, und keine hohen Neubauzahlen auf Teufel komm raus, sondern lieber weniger Wohnungen, dafür aber für die, die sonst auf der Straße stehen“, fordert der AL-Bauexperte Volker Härtig. „Die öffentlichen Gelder und die Flächen für den Wohnungsbau sind begrenzt, deshalb müssen sie vor allem für Wohnungen verwendet werden, bei denen der Staat es in der Hand hat, wie hoch die Miete ist - und wer da einzieht“, sagte der AL-Abgeordnete Michaelis. Statt der von Nagel veranschlagten 35.000 Wohnungen bis 1993 reichen der AL 31.750 Wohnungen, dafür aber anteilig mehr Sozialwohnungen, nämlich 18.500 statt 17.250. Weiter fordert die AL 2.000 preiswerte Studentenwohnungen bis 1993. Drastisch gekürzt werden soll dafür das Nagel-Programm bei den Eigentumswohnungen und Eigenheimen. Freifinanzierte Mietwohnungen sollen ab 1991 gar nicht mehr gefördert werden. Auch Dachgeschosse, bislang als Preisbrecher auf dem Wohnungsmarkt gefürchtet, könnten besser im Sozialwohnungsbau ausgebaut werden, meinten Härtig und Michaelis. Die Miete für eine Sozialwohnung beträgt derzeit fünf Mark 70 pro Quadratmeter. Freifinanzierte Mieten und Mieten der Dachgeschoßprogramme bewegen sich zwischen zwölf und zwanzig Mark pro Quadratmeter kalt. Von den für dieses Jahr anvisierten 3.000 Sozialwohnungen sind bislang zudem noch nicht einmal 1.000 bewilligt. Der Stand bei Sozialwohnungen ist nur wenig besser als zu CDU-Zeiten.

Die CDU bleibt weiter unzufrieden mit der Koalition. „Der ständige Streit verunsichert die Bauwilligen“, bilanziert ihr Vorsitzender Diepgen. Dieser Eindruck wird von den Bauwilligen allerdings nicht unbedingt geteilt: Auf einem Fachkongreß der Wohnungswirtschaft zeigte sich der Vorsitzende des Haus- und Grundbesitzervereins, Otremba (auch CDU), begeistert von der neuen ökologischen Planungskultur der AL-nahen Umweltverwaltung. Zur CDU -Forderung nach mehr Beton meinte Volker Härtig: „Dann sollen die doch ihren Wählern in Heiligensee erklären, daß da eine Trabantenstadt hinkommt.“

esch