„Die Bibel beut's“

■ „Amtszucht„-Verfahren gegen einen schwulen Pastor

Hannover (taz) - „Der Teufel ist dumm und gefräßig“ - dies schrieb die Theologin Dorothee Sölle an den schwulen Pastor Hans-Jürgen Meyer, um ihm Mut zu machen für das „Amtszuchtverfahren“, dem er sich gestern im hannoverschen Landeskirchenamt unterziehen mußte. Ihm droht nun schon zum zweitenmal ein Berufsverbot durch die „Kammer für Amtszucht“. Die evangelisch-lutherische Landeskirche will ihn zwingen, sich von seinem Partner zu trennen oder auf seine Ordination als Pastor zu verzichten.

„Die Kirche fordert von mir das Zölibat, doch diese Verpflichtung zur sexuellen Enthaltsamkeit kennt die evangelische Kirche gar nicht“, sagte Hans-Jürgen Meyer, kurz bevor er gestern mittag, umringt von etwa hundert solidarischen Christen, das Landeskirchenamt betrat. Meyer verlangt vor dem Verfahren „eine sachliche Klärung im Kirchenparlament, in der Synode“.

Eine „Christeninitative für die Liebe“ hat 1.300 Unterschriften für Pastor Meyer gesammelt. Unterstützung findet er nicht nur bei der Arbeitsgruppe „Homosexuelle und Kirche“, sondern auch beim Frauenforum der hannoverschen Landeskirche und in der „Gruppe offene Kirche“, der sich einst auch der jetzige Landesbischof Horst Hirschler zurechnete. Dennoch ist die Position, die das Landeskirchenamt einnimmt, so eindeutig wie diskriminierend: Für Präsident von Vietinghoff ist es schlicht „ein klares biblisches Gebot, daß die menschliche Sexualität auf die Gemeinschaft von Mann und Frau angelegt ist“. Die Pressestelle der Landeskirche fürchtet gar, Pastor Meier gebe „ein Beispiel, das für andere eine orientierende Wirkung haben kann“. In anderen evangelischen Landeskirchen, wie der rheinischen, können Pastoren inzwischen offen in homosexuellen Partnerschaften leben.

ü.o.