Ab zur Müllabfuhr!

■ Firmenporträt: 85 Jahre Rotaprint / 420 Arbeitsplätze sind weg / Pleite durch Kopierer und Fehlplanung

Die Rotaprint-Werke trugen diesen Namen erst seit 1926. Bis dahin hießen die 1904 in Berlin gegründeten Werke „Deutsche Maschinen-Vertriebsgesellschaft“. 1919 übernahm die Industriellen-Familie Glatz die Firma. Eine seit 1925 angebotene Offset- und Vervielfältigungsmaschine verhalf dem Familienbetrieb in den fünfziger und sechziger Jahren zu einer Monopolstellung im Kleinoffsetdruck. Konkurrenz bekam der Betrieb in den siebziger Jahren mit einem in den USA entwickelten neuen Druckverfahren und mit dem Aufkommen von Kopierern. Die Rotaprint-Chefs setzten trotzdem auf Offsetdruck. 1980 hatte Rotaprint einen Umsatz von 120 Millionen Mark und 1.500 Mitarbeiter. Die Bilanz ging aber in Richtung Minus. Sowohl die Druckmaschinen selbst als auch ihr Vertrieb verloren den Anschluß zum Markt. Ein erster Konkurs konnte 1984 mit Mühe und Not gerade noch abgewendet werden. Der Senat bürgte danach zwar mit insgesamt 32 Millionen Mark für den Betrieb, aber am 30. Juni war die Firma, inzwischen in der Hand eines US-Konzerns, endgültig pleite, weil die Banken ihre Kredite von knapp 30 Millionen Mark aufkündigten. Arbeitssenator Wagner konnte den 420 Berliner Arbeitnehmern nur noch Jobs bei den Berliner Eigenbetrieben versprechen - verweigerte aber eine geforderte Beteiligung des Senats an der Firma.

diak