Apres nous le deluge

■ Geburtstagsfest des Überschall-Ladens mit vier amerikanischen Bands

Was haben ein Kindergeburtstag und Louis XIV gemeinsam? Einen Wahlspruch. Nach mir die Sintflut. Der in die Bengeljahre gekommene Independent-Plattenladen Überschall beging im Schlachthof seinen fünften Geburtstag und machte dabei dem Namen des Aufführungsortes alle Ehre. Vier amerikanische Bands tobten mit ihren Geburtstagsständchen der rüden Art über die Bühne. Das Trio Buffalo Tom aus Boston stellte sich erstmals dem europäischen Publikum. Das wunderliche an dieser Formation ist, daß alle Mitglieder angeben, Gitarristen zu sein. Unübersehbar spielten sie aber auch Bass und Drums, letztere wurden von Tom Maginnis sehr variabel und einfallsreich behandelt.

Während vor der Tür die (Frei-)Marktschreier Anzügliches in die Menge brüllten, Unentwegte

sich weiter mit der Vierer Loop-Bahn in die Tiefe stürzten, wurde das Partypublikum drinnen einer Offenbarung teilhaftig. Vier lachende Hyänen brachen in die Jubelfeier und selbst die wichtigen und schwergewichtigen RB-4-Ansager guckten dumm. Die Laughing Hyenas erwiesen sich als wüste Klopper, deren einziger Spaß das kollektive Gemetzel zu sein schien. Larissa Strickiano (git) schrabbelte auf ihrem Instrument herum, stürzte, riß liegend an den Saiten, während Sänger John Brannon markerschütternde Brülltöne vom Podium schleuderte. Jim Kimball fuhrwerkte auf dem Schlagzeug herum, als hätte er Krämpfe - so wie er seine Sticks hielt, eigentlich kein Wunder. Ein Zuhörer vermutete, die vier hätten auf dem Rummel nebenan bestimmt schlechte Kartoffelpuffer gegessen und danach

eine Achterbahnfahrt unternommen.

Der anschließende Act der drei Killdozer geriet zum einzigen Langweiler des Abends, zu eintönig waren ihr Vortrag und der Sound. Doch um Mitternacht mischten Bitch Magnet die ZuhörerInnen noch einmal auf. Wieder war es der Drummer (Orestes Delatorre), der mit seinem flexiblen Spiel das Bühnengeschehen vorantrieb. Die schnellen, kurzen Stücke regten so manches Tanzbein, woran die beiden Gitarren (David Galt, David Grubbs) erheblich Schuld trugen. Besonders Grubbs, der übrigens im Frühjahr mit der Band Bastro schon einmal in Bremen für dicke Ohren sorgte, forcierte mit seinem konsequenten Akkordgekratze, das immer den berühmten halben Ton danebenlag, die Stimmung vor der Bühne.

Cool J.F.