Keine Arbeit für weniger Arbeit

7.000 britische Metaller wollen kommende Woche bei Rolls Royce und Aerospace streiken  ■  Aus London Jerry Sommer

Die von Thatcher arg gebeutelten britischen Gewerkschaften könnten eine Vorreiterrolle in der europaweiten Auseinandersetzung um die 35-Stunden-Woche spielen. Die Debatte um Arbeitszeitverkürzung, die in Großbritannien anders als in der Bundesrepublik bisher faktisch nicht stattfindet, könnte dadurch angeschoben werden. Denn eine Mehrheit von 66 Prozent der ArbeiterInnen hat sich letzte Woche in den von den Metallgewerkschaften in sieben großen britischen Betrieben durchgeführten Urabstimmungen für Streik zur Durchsetzung der Forderung nach einer 35-Stunden -Woche ausgesprochen. Die in der Metallindustrie tätigen Gewerkschaften haben daraufhin angekündigt, daß in zwei Flugzeugwerken der „British Aerospace“ und einem Rolls-Royce -Werk, in denen es über 70-Prozent-Mehrheiten für Streik gab, ab nächsten Montag die ArbeiterInnen in einen unbefristeten Streik treten werden. Dieser würde nur abgeblasen werden, wenn vorher mit den MetallunternehmerInnen eine Übereinkunft erzielt werden könne, erklärte Bill Jordan, der Vorsitzende der größten britischen Metallgewerkschaft „Amalgenated Engineering Union“. Gegenwärtig beträgt die Arbeitszeit 39 Stunden pro Woche.

In den drei zum Streik vorgesehehen Betrieben sind insgesamt 7.000 ArbeiterInnen beschäftigt. Außerdem planen die Gewerkschaften, Urabstimmungen in Betrieben von vier weiteren Großunternehmen der Metallindustrie vorzubereiten.

Es ist nicht wahrscheinlich, daß diese Woche noch eine Einigung zwischen UnternehmerInnen und Gewerkschaften zustandekommen wird, da beide Seiten wohl das Kräftemessen noch nicht für abgeschlossen ansehen. Die MetallunternehmerInnen hatten sich bei den im April zusammengebrochenen Verhandlungen bereit erklärt, die Arbeitszeit für die ArbeiterInnen bis 1994 um eineinhalb Stunden zu reduzieren. Dafür wollten sie aber die „Freiheit“, jegliche Arbeitszeit inclusive von Überstunden einseitig dekretieren zu können, was selbst die als „gemäßigt“ geltenden Metallgewerkschaften ablehnten.