: Warmes Wasser macht Ozonloch
■ Stadtwerke wollen elektrische Warmwasserbereitung verdrängen
Die Rechnung, die die Stadtwerke gestern präsentierten, klang einleuchtender als so manche Verbrauchsabrechnung. Thema war die Warmwasserbereitung in privaten Haushalten per Elektrogerät. 2,8 Tonnen CO2 (Kohlendioxid)-Emissionen pro Jahr entstehen allein durch den Warmwasserverbrauch in einem drei-bis vierköpfigen Haushalt, wenn das Wasser im Elektrospeicher erhitzt wird. „Ein ökologischer Mißstand“, sagte Stadtwerke-Vorstand Günther Czichon, denn beim Gas -Durchlauferhitzer reduziert sich der Schadstoffausstoß auf 1,1 Tonnen, beim Fernwärmespeicher gar auf 0,4 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr.
Ein Drittel aller Bremer Haushalte erzeugen augenblicklich ihr warmes Wasser mittels elektrischem Strom. Würden diese 80.000 Wohneinheiten alle auf Gas umgestellt, ließen sich allein in Bremen die CO2-Emissionen um 100.000 Tonnen vermin
dern.. „Die allmähliche Verdrängung der elektrischen Warmwasserbereitung“ (Czichon), die sich die Stadtwerke auf ihre Fahnen geschrieben haben, wäre aber nicht nur ein ökologischer Gewinn, sondern auch eine Entlastung des privaten Geldbeutels. Etwa 400 Mark, so die Berechnungen der Stadtwerke, ließen sich pro Haushalt und Jahr einsparen, wenn von elektrischem Strom auf Gas umgestellt würde. Einen anschaulichen Gesamtüberblick über die Kosten und ökologischen Folgen der Warmwasserbereitung gibt eine Broschüre, die ab sofort kostenlos im Kundenzentrum der Stadtwerke erhältlich ist.
Die vorgelegten Berechnungen und Umstellungsempfehlungen aber gelten vorerst nur bei Neuinstallationen. Dort sind alle anderen Lösungen als die Elektrifizierung weitaus wirtschaftlicher. Für den Alt-und Mietwohnungsbau aber lohnt die Umstellung nur im Rahmen umfassender Sanie
rungsarbeiten. Im Rahmen eines Pilotprojektes in der Neuen Vahr, wo alle Haushalte ans Elektronetz angeschlossen sind, erproben Stadtwerke und Gewoba für 40 bis 50 Wohneinheiten die Umstellung auf Fernwärme. „Wir gehen davon aus“, so Günther Czichon, „daß sich das innerhalb weniger Jahre amortisiert. Die Mieter werden für 4 bis 5 Jahre konstante Kosten haben und danach eine Kostensenkung.“
Die Stadtwerke halten einen umfangreichen Beratungsservice für individuelle Nachfragen bereit. Über 15.000 Beratungen pro Jahr werden im Kundenzentrum an der Sögestraße durchgeführt. Mit Herausgabe der Broschüre ist dort auch eine Ausstellung zur finanziell und ökologisch günstigen Warmwasserbereitung zu besichtigen. Darüber hinaus wird der mobile Beratungsbus künftig für mehrere Tage an einem Standort bleiben, um ein gezieltes Ansprechen einzelner Haushalte zu ermöglichen.
anh
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