Nissan BSC

■ Japanischer Autohersteller Nissan finanziert das Zweitliga-Spitzenspiel zwischen Hertha BSC und Wattenscheid am 11.November im Olympia-Stadion

Vor fast zwei Jahrzehnten wurde Hertha BSC aus der Fußball -Bundesliga verbannt, weil der Club ein Punktspiel an die sportliche Konkurrenz verkauft hatte. „Bundesligaskandal“ nannte man dies seinerzeit. Cleveres Sponsoring heißt es heute, wenn die „alte Dame Hertha“ ihren Heimschlager am 11.November gegen Wattenscheid 09 - völlig legal - an den japanischen Autohersteller Nissan verkauft.

Mindestens 150.000 Mark zuzüglich Mehrwertsteuer läßt sich der Konzern aus dem Reich der aufgehenden Sonne die okzidentale Begegnung zweier aufstrebender Zweitligisten kosten. Neben dem erhofften Werbeeffekt wollen die Autohändler dafür sorgen, „daß die Herthaner vor hoffentlich großer Kulisse spielen werden“. Nach dem Motto „Mit 5 Mark sind die Berliner dabei“ ködern die automobilen Fußballfans die interessierte Bevölkerung: Alle unnumerierten Stadionplätze werden für ganze fünf Deutsche Mark angeboten.

Die Karten für die Haupttribüne sowie die Blöcke C und D kosten nurmehr 20 Märker anstatt der sonst zu berappenden 35 bis 40 Mark. Hertha BSC kann es nur recht sein. Das kalkulatorische Risiko, ob bei schlechtem Wetter überhaupt der benötigte Zuschauerandrang einsetzt, ist dem Verein von vornherein abgenommen worden. Für die stimmgewaltige Unterstützung seiner Elf dürfte indes ebenfalls gesorgt sein. Nissan rechnet insgeheim mit weit mehr als 30.000 Zahlenden. Ab dieser Marge verlost die Firma pro 3.000 BesucherInnen einen Wagen nämlicher Marke unter dem Publikum.

Dies alles bedeute „keine Werbeveranstaltung, sondern Hilfe für den Sport“, beteuern hoch- und scheinheilig die Sponsoren. Wer's glaubt, wird selig. Doch den Berliner Fußballanhängern geht es letztlich nur um eine billige Eintrittskarte - und insofern kann man die Nissan-Offensive nur begrüßen.

Jürgen Schulz