Testlauf für Wembley?

■ „Faith No More“ spielten versuchsweise Bombastrock im Römer

Für jemanden, der jahrein, jahraus mit einem längeren Zopf und vorzugsweise leder-bejackt die Bremer Kulturszene durchstreift, hatte die letzte Musikveranstaltung im Römer etwas ernüchterndes. Der sorgsam gepflegte eigene Stil geriet zur Belanglosigkeit.

So viele Langhaarige hatte der Aufführungsort sicher nach seinem Umbau zur Disko nicht gesehen. Ein Blick auf die Bühne genügte - dort befand sich das Licht in Gestalt fünf langmähniger Herren, das die ZuhörerInnen mottengleich anzog.

Faith No More aus Kalifornien, die immerhin schon mal die Vorgruppe von Guns 'n‘ Roses waren, absolvierten in Bremen eine Art Test-Gig. Das Ambiente ihres Auftritts wies sonnenklar in die Richtung einer Bombastband, die demnächst größere Hallen bespielen will.

Die Lautstärke der Heavy-Rock-Formation, die sich allzu gern in Metal-Allüren erging,

orientierte sich in steigendem Maße an Grugahallen -Dimensionen. Die musikalischen Hallwellen umwehten brisenscharf das Ohr und auch der wummernde Baß (Bill Gould) war eher geeig-net, Tausenden von Menschen eine vibrierende Bauchdecke zu bescheren, als nur der vergleichsweise kleinen Schar Metalfans. Die schüttelten allerdings dankbar die Wuschelköpfe im mörderisch hämmernden Takt.

Sänger Chuck Mosley sprang über die viel zu enge Bühne wie ein Gummiball und ließ zumindest erahnen, daß er über eine akzeptable Rockstimme verfügte. Die Texte waren, wie bei anderen Gruppen auch üblich, kaum oder gar nicht zu verstehen, das in einer ruhigeren Phase hörbare „fuck you in the ass“ ließ nicht gerade tiefschürfendes Gedankengut vermuten.

Der atemlosen Begeisterung des Publikums tat dies keinen Abbruch, es war mit den schnellen gradlinigen Gitarrenstücken, de

nen Keyboarder Roddy Bottum hallschwangere Phrasen unterlegte, zufrieden. Ab und an flocht das Quintett gar einen Punksong oder einen rapverwandten Stakkatogesang ein, doch das war's auch schon mit der Abwechslung.

Das kommerzielle Gebolze entsprach genau dem Trend amerikanischer Populärmusik der End-Achtziger, die sich vermehrt harten Tönen zuwendet, vielleicht, wie ein Insider der Szene meinte, ein Ausdruck der gesellschaftlichen Situation in den USA.

Wenn Faith No More so viel Kondition beweist wie ihr Sänger und der ungemein druckvolle und flexible Drummer Michael Bordin, ist ihnen eine halbwegs einträgliche Zukunft gewiß. Den Sound für Größeres setzen sie bereits jetzt ein, eine begeisterte Fangemeinde bejubelt sie und ihre letzte Langspielplatte erschien bei einem großen Label. Was soll da noch schiefgehen? Jürgen Franck