„Apokalypse Now“

(RTL plus, 22.00 Uhr) Als Francis Ford Coppolas Vietnamfilm Apokalypse Now vor fast genau zehn Jahren uraufgeführt wurde, überschlugen sich die Kritiker vor Lob. Die Presse jubelte und sprach von einem „Meilenstein in der Filmgeschichte“ ('Los Angeles Times‘). Die 'Zeit‘ meinte gar, „nach Apokalypse Now dürfte es andere Kriegsfilme eigentlich nicht mehr geben“. Nur die taz schwieg beharrlich und frei nach dem Motto „Wir setzen unsere Schwerpunkte selber“. Erst etwa vier Wochen später druckte sie die Kritik eines verärgerten Lesers, der sich den Film kurzerhand selber angeschaut hatte, ohne noch länger auf eine Empfehlung seiner geliebten Tageszeitung zu warten. Sein abschließendes Urteil: „Alles, was ich weiß, ist, daß ich den Film meinen Freunden empfehlen werde.“

Das war doch wenigstens ein eindeutiger Standpunkt innerhalb einer kontroversen Debatte. Die linke Szene stritt seinerzeit darüber, ob Coppolas Werk nun der beste Antikriegsfilm aller Zeiten oder aber ein kriegsverherrlichendes Machwerk sei. Man stieß sich vor allem an der ambivalenten Darstellung der Faszination des Krieges. Den Hubschrauberangriff auf ein vietnamesisches Dorf beispielsweise unterlegt Coppola mit Wagners Walkürenritt.

Erzählt wird die Geschichte eines amerikanischen Captains (Martin Sheen), der während des Vietnam-Kriegs den Auftrag erhält, einen nicht mehr zurechnungsfähigen Colonel, der sich im Dschungel von Kambodscha als Despot aufspielt, zu suchen. Marlon Brando spielt den verrückten Colonel Kurtz, der im Bereich einer Flußmündung alle Vietcong erledigen will, nicht aus patriotischen Gründen, sondern damit seine Jungs, eine Horde von Ex-GIs, endlich richtig surfen können. Drei Jahre lang drehte Coppola diesen Film, der unter abenteuerlichen Bedingungen im philippinischen Dschungel entstand und 30 Millionen Dollar kostete.

Die Diskussionen um den Film sind längst verstummt, Hollywood hat Jahr für Jahr noch grausamere, blutrünstigere und kriegverherrlichendere Streifen nachgeschoben, und nun darf RTL Coppolas Meisterwerk sogar ungestraft im Fernsehen zeigen auf 40 mal 60 Zentimeter-Bildröhren, unterbrochen von mehreren Werbeblöcken. Den wahren Filmfans unter den Zuschauern können wir, obwohl wir grundsätzlich mit dem Urteil des unbekannten taz-Kritikers übereinstimmen, diesmal nur abraten.

utho