K O M M E N T A R Altpartei Grüne

■ Vom kollektiven Aufbruch zur privaten Eitelkeit (S.18)

Als vor gut zehn Jahren die Grünen das parlamentarische Parkett betraten, signalisierten ihre Abgeordneten auch sprachregulatorisch noch ihre radikale Differenz zu den sogenannten „Altparteien“: SPD, CDU, FDP - das waren die „etablierten“ Parteien, und „etabliert“ war das, was man als Grüner am allerwenigsten sein wollte. Inzwischen haben sich die Vorzeichen radikal geändert: Während die FDP all -wahlendlich vor der 5-Prozent-Hürde zittert, die Bremer SPD immerhin um die absolute Mehrheit bangt, die Bremer CDU sich vor der 20-Pozent-Marge geniert, haben sich Bremens Grüne bestens in bequemer Zweistelligkeit etabliert: Inzwischen, so scheint's, kann man in Bremen auch einen baubiologisch einwandfrei grün gestrichenen Ladestock aufstellen - er würde vermutlich 10 Prozent kriegen.

Daß die Grünen es binnen zehn Jahren auf 10 Prozent StammwählerInnenschaft gebracht haben, ehrt sie, daß sie sich's damit häuslich eingerichten, nicht. Von 10 Prozent lassen sich zwar trefflich 10 Abgeordnete im Bewußtsein ihrer persönlichen Unverzichtbarkeit ernähren, für das große „Reformprojekt“ langen 10 Prozent aber nicht. Wenn die Grünen noch wissen, was ich damit meine.

Klaus Schloesser