Zwischen Sinn und Koordinaten

■ Klappkartenmeister Ecker über das Spiel an sich, das Turnier, Sponsoring aus Ravensburg und die optimale Trainingsmethode / Bei den blauen Quadraten spielen Kids und Alte gemeinsam

Zum vierten Mal seit 1986 organisierte Erik Ecker (22) die Memory-Meisterschaft von Berlin. Als Kind nur durchschnittlich spielbegeistert, entdeckte er seine Memory -Leidenschaft erst vor wenigen Jahren. Welche Schwierigkeiten bei der Organisation auftraten, und ob es sich beim Memory-Spielen um einen Sport handelt, verriet der zweifache Memory-Meister und Titelverteidiger der Vorjahres der taz im folgenden Interview.

taz: Welche Schwierigkeiten gibt es beim Ausrichten einer Berliner Memory-Meisterschaft?

Erik Ecker: Vor allem finanzielle. Ich hatte den Ravenburger Verlag in einem Brief um Unterstützung gebeten, da ich der Meinung war, eine solche Meisterschaft müsse auch in dessen Interesse liegen. Doch sah sich der Verlag für dieses Jahr zunächst nicht zum Sponsorn in der Lage, auch zum Einkaufspreis wollte man mir keine Spiele überlassen. Erst, als ein Journalist der 'Zeit‘ beim Verlag anrief und fragte, welche Unterstützung der Verlag der Meisterschaft zukommen ließe, entschloß man sich, die Spiele zu stellen, worüber ich auch sehr froh war.

Welche Kosten entstehen außerdem?

Die Raummiete, Pokal und Sachpreise, Urkunden, Portokosten und einiges mehr. Insgesamt komme ich auf über 1.500 Mark.

Die Anmeldegebühr kostet drei Mark, warum nicht mehr?

Ich möchte, daß die Teilnahme für jeden erschwinglich ist. Die Anmeldegebühr von drei Mark ist eher symbolisch. Wer sich die Mühe macht, zur Bank zu rennen, um drei Mark zu überweisen, der kommt dann nachher auch zur Meisterschaft.

Wer nimmt an der Meisterschaft teil?

Leute zwischen sechs und 46. Die meisten sind Berliner, doch haben wir auch ein paar Hamburger und drei aus der DDR dabei. Im letzten Jahr war auch ein Bayer dabei, der ist letzter geworden, ich bin nicht sicher, ob der die richtige Werbung für das Turnier gemacht hat...

Haben die Kinder denn eine Chance gegen die Erwachsenen?

Kinder haben ein gutes Bildgedächtnis, doch haben Erwachsene mit gutem Training die besseren Chancen. Vielleicht werde ich im nächsten Jahr zwei getrennte Veranstaltungen für Erwachsene und Kinder organisieren. Doch wäre es eigentlich schade, denn wo gibt es das schon, daß Kinder und Erwachsene zusammen in einem Turnier starten können, in anderen Sportarten wäre das nicht denkbar.

Ist Memory ein Sport?

Wenn Schach ein Sport ist, dann auch Memory. Es ist zwar vom Schwierigkeitsgrad her nicht mit Schach zu vergleichen, stellt jedoch hohe geistige Anforderungen und will trainiert sein. Außerdem ist Memory für mehr Leute geeignet als Schach, es ist gewissermaßen das Schach des kleinen Mannes.

Gibt es bestimmte Systeme, nach denen gespielt wird?

Wer ein gutes Zahlengedächtnis hat, der macht sich ein Koordinatensystem. Andere denken sich Sinnzusammenhänge zwischen den einzelnen Kärtchen aus. Wieder andere haben eine bestimmte Reihenfolge beim Aufdecken. Ich bevorzuge das Koordinatensystem.

Welche Vorbereitungen trifft man als Titelverteidiger?

Eigentlich würde ich am liebsten jeden Tag spielen, doch bin ich wegen der Organisation im letzten halben Jahr nur einmal zum Spielen gekommen. Das Vorbereitungsspiel gegen die Meisterin von 1987 habe ich schmählich verloren. Beim Turnier gibt es als Trostpreis für den Verlierer das Buch „Der Schlüssel zum besseren Gedächtnis“, ich hoffe, ich gewinne es nicht selbst.

Interview: Daniela Hutsch