Dalai Lama als PR-Mann für Egon Krenz?

DDR-Opposition lädt den Tibeter nach Ost-Berlin ein  ■  Von Jürgen Kremb

Berlin (taz) - Wird der 14. Dalai Lama und Träger des diesjährigen Friedensnobelpreises bei seinem Besuch nächste Woche in West-Berlin auch den Ostteil der Stadt besuchen? Diese vor wenigen Tagen noch schier absurde Frage scheint nicht mehr so einfach mit „Nein“ zu beantworten zu sein.

Denn wie von der Bundestagsabgeordneten Petra Kelly (Grüne) und auch vom Berliner Abgeordnetenhaus zu erfahren war, haben Bärbel Bohley (Neues Forum) sowie Ulrike Poppe (Demokratie jetzt) den geistigen Führer der Tibeter eingeladen, am Mittwoch, den 6. Dezember, in die Deutsche Demokratische Republik zu kommen.

Zwar war von den beiden Gruppen noch keine Besuchsbestätigung zu erhalten, doch wurde von der Ständigen Vertretung der DDR in Bonn bestätigt, daß eine Bitte von Petra Kelly zur möglichen Einreise des Dalai Lama an Regierungsstellen in Ost-Berlin weitergeleitet worden sei. Hauptsorge der Oppositionsgruppen in der DDR scheint gegenwärtig zu sein, so Petra Kelly, daß sich die SED die Einladung des Tibeters zunutze machen könnte, um so die Äußerung Egon Krenz‘ zum Massaker der Pekinger Führung auf dem Platz des Himmlischen Friedens endlich ungeschehen zu machen.