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„Welches Fischerl hätten's denn gern?“

■ Fischhändler machen wieder Umsatz / Das Ende der Nematodenkrise / Braune Öko-Seife gegen Dünnsäure

Dem Fisch geht's gut, ergo auch den Händlern und der Fischindustrie. Mit dieser Erfolgsmeldung traten in der letzten Woche Fischfachhandel und das Fischwirtschaftliche -Marketing-Institut (Fima) vor die Öffentlichkeit. Nach der gutplazierten Nematodengeraden des Magazins „Monitor“ auf den solar plexus des Gewerbes haben sich die Fischdealer wieder berappelt.

Umsatzrückgang zwischen dreißig und achtzig Prozent, Geschäftsschließungen und Schmährufe erschütterten vor zwei Jahren das wirtschaftliche Fundament der Branche. Nematoden, weiße Würmer mit einem bedrohlichen Drang in den menschlichen Verdauungstrakt, wurden in den Bauchlappen der Speisefische gesichtet. Doch Fischwirtschaft und Einzelhandel reagierten schnell: Durch das frühzeitige Wegschneiden des Gewebes direkt nach dem Fang und die Installation spezieller Leuchttische, mit denen jetzt die Filetstücke nach den kleinen Appetithemmern abgesucht werden, konnten viele VerbraucherInnen zum Fisch zurückgeholt werden.

Peter Koch-Bodes, Vorsitzender des Fisch-Fachhandels: „Insgesamt hat uns die Nematoden

krise eher genutzt als geschadet.“ Die Branche und ihre Produkte seien transparenter geworden, die Schutzmaßnahmen vor der ungeliebten Wurmbeilage von der Öffentlichkeit anerkannt und das Vertrauen in den Fisch wieder hergestellt. Mit gut 13 Kilo

gramm pro-Kopf-Verbrauch knüpfen die diesjährigen Umsatzzahlen an das bisher erfolgreichste Fischjahr 1986 an. Und die Fischprofis kalkulieren mit gewaltigen Zuwachsraten: 20 Kilogramm Fisch müssen im Jahr 2000 pro Kopf vertilgt werden,

wenn die Prognose eines Schweizer Meinungsforschungs -Instituts erfüllt werden soll.

Die Erweiterung der Angebotspalette trägt nach Ansicht von Horst-Günter Wyremba, Pressereferent des Fima, ebenfalls zur wachsenden Beliebtheit des

„weitgehend naturbelassenen Produktes“ Fisch bei.

Ernährungsphysiologisch hat der Fisch einiges zu bieten. Neben dem wertvollen Eiweiß vermeiden die ungesättigten Fettsäuren den Anstieg des Blutfettspiegels. Im Gegensatz zu tierischem Fleisch fehlen dem Fisch die gichtfördernden Purinstoffe. Und jede Menge Spurenelemente winken dem emsigen Esser als Belohnung: Natrium, Kalcium, Phosphor und Eisen hüpfen beim Fischmahl über den Teller.

Die zunehmende Gewässerverunreinigung betrübt das Herz der Manager. Deshalb dürfen Greenpeace und die Aktionskonferenz -Nordsee der stillen Solidarität der Fischhändler sicher sein. „Wir haben festgestellt, daß wir die Kacheln in unseren Läden auch mit brauner Seife sauber bekommen“ (Peter Koch-Bodes), lautet das aktuelle Konzept gegen Dünnsäureverklappung und Ölpest. Derzeitig berauschen sich die Branchenmanager lieber an den kulinarischen Fischplatten der für Juni geplanten Fachmesse „Fisch 90“ in Bremen. Bleiverseuchte Muscheln und quecksilberdurchsetzte Schollen sind da eher verpönt. Markus Daschne

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