Bremer Strom-Export

Die Energieaufsicht in den meisten Bundesstaaten der USA hat die Umkehr der Beweislast längst vollzogen. Vor der Zulassung eines neuen Kraftwerks wird vom Betreiber der detaillierte Nachweis verlangt, daß die geplante Anlage zur Bedarfsdeckung notwendig und gegenüber allen anderen prinzipiell in Fragen kommenden Alternativen kostengünstiger ist. So sollen Überkapazitäten verhindert und eine volkswirtschaftlich ineffektive und ökologisch bedenkliche Stromproduktion vermieden werden.

Wäre diese Regulierungspraxis auch in der Bundesrepublik Usus, wäre mancher Kraftwerksneubau beizeiten ad acta gelegt worden. In einem Brief, der u.a. an die bremische Umweltsenatorin und den Vorstandsvorsitzenden der Stadtwerke gerichtet ist, belegt Energiebeirats-Mitglied Peter Hennicke (s. Interview) das am konkreten Fall.

„Die Stadtwerke Bremen“, schreibt der Energiewissenschaftler, „haben erklärt, daß sie schon bei bestehenden Kapazitäten in der Lage sind, der Preussenelektra (ihrem Lieferanten) im Jahresdurchschnitt etwa 320 GWh zurückzuliefern.“ Ein Stromexport bis zu 18.000 GWh, so ergaben Analysen des Bremer Energiebeirats, könnten durch den Ausbau kostengünstiger und ökologisch sinnvoller Heizkraftwerke in Bremen spätestens bis zum Jahr 2010 erfolgen.

Die PreAG aber will bis dato von einer solchen Kooperation nichts wissen. Im Gegenteil: derzeit baut sie im hessischen Großkrotzenburg einen zusätzlichen Kohleblock für das Kraftwerk Staudinger. Gegen den erbitterten Widerstand der Anliegergemeinden, die eine drastische Zunahme der Schwefeldioxid-Emissionen befürchten und die energiewirtschaftliche Notwendigkeit angesichts bestehender Überkapazitäten mehr als anzweifeln. Bremen solle, so Hennicke, sich mit anderen Kommunen, die ebenfalls Strom aus regenerativen Energiequellen exportieren können, zu einer stromwirtschaftlichen Kooperation zusammenschließen.

anh