Versicherungsbeschiß in Aussiedlerheimen

■ Eine Gruppe von Versicherungsvertretern warnt Aus- und Übersiedler vor unseriösen Praktiken ihrer BranchenkollegInnen / Die Neuankömmlinge, die sich im westlichen Versicherungsdschungel nicht auskennen, werden oft über den Wohnheimtisch gezogen

Sieben Mitarbeiter aus sechs Versicherungsgesellschaften haben sich zu einer objektiven Versicherungsberatung zusammengeschlossen, um Über- und Aussiedler vor unseriösen Praktiken ihrer Kollegen zu warnen. Ab Dienstag wollen sie vor beziehungsweise in den Wohnheimen eine Broschüre verteilen, die Informationen über das Versicherungswesen im Westen gibt. „Diese Idee kam uns, als wir mitbekamen, daß Vertreter einer großen Gesellschaft in die Wohnheime gehen und die Ahnungslosigkeit der Neuankömmlinge schmlos ausnutzen.“ (Und warum wird der Name dieser Gesellschaft verschwiegen! Schade! d.säzzer) Zwar sei die Möglichkeit für Versicherungsvertreter, direkt in den Wohnheimen zu agieren, inzwischen von der Sozialsenatorin unterbunden, so Detlev Schleuer, eines der Gründungsmitglieder der Initiatitive, aber nach wie vor wurden Neuberliner Opfer unseriöser Versicherungspraktiken.

Im Glauben an die Seriosität der Versicherungsvertreter unterschreiben viele Übersiedler Versicherungen, die für sie völlig unsinnig sind und nur Geld kosten. „Viele haben bereits Hausratsversicherungen abgeschlossen, obgleich sie in Turnhallen oder Wohnheimen leben und noch überhaupt keinen Hausrat haben“, so Detlev Schleuer aus seinen Erfahrungen. Eine Zeitlang hätten Versicherungsvertreter Neuankömmlingen mit Vorliebe Vollkaskoversicherungen für ihre wertlosen Trabis und Wartburgs aufgeschwatzt.

Ein großes Problem ist für Detlev Schleuer die Ahnungslosigkeit und Gutgläubigkeit, mit der viele Übersiedler dem bundesrepublikanischen Versicherungsdschungel gegenüberstehen. „In der DDR waren sie gewohnt, daß sämtliche Versicherungen, sei es Autohaftpflicht, zusätzliche Krankenversicherung oder Lebensversicherung, über die 'Staatliche Versicherungsgesellschaft der DDR‘ abgeschlossen werden. Mit diesen Erfahrungen im Hinterkopf haben die Vertreter nun bei ihnen leichtes Spiel.“

So hätten einige Versicherungsgesellschaften (Wie gesagt: Nennt Namen, damit in Zukunft diese Hyänen keine Kunden mehr bekommen! d. säzzer) nach Einsetzen des Flüchtlingsstroms eine Vertriebsstruktur aufgebaut, indem sie schnell Leute anwarben, die von der Versicherungsmaterie keine Ahnung hätten und nur ein kurzes Verkaufstraining erhielten. „Das Interesse dieser Leute ist natürlich, möglichst schnell viele Verträge abzuschließen, um die Vermittlungsprämien von 50 bis 60 Prozent des Jahresbetrages zu kassieren.“ Die soziale Aufgabe, die mit dem Beruf des Versicherungsvertreters auch verbunden ist, falle dabei völlig unter den Tisch.

Damit die „Initiative für objektive Versicherungsberatung“ nicht in den Geruch kommt, mit einem kritischen Auftreten in der Öffentlichkeit Marktnischen besetzen zu wollen, achten die Initiatoren darauf, daß die Vereinssatzung die Möglichkeit der Majorisierung durch eine Interessengruppe ausschließt.

Neben Informationen über Preisunterschiede einzelner Versicherungsgesellschaften bei gleichen Leistungen berät die Initiative Über- und Aussiedler, wie sie aus Versicherungsverträgen, die sich als unseriös und unsinnig erweisen, wieder aussteigen können.

Wer mehr Informationen über die „Initiative für objektive Versicherungsberatung“ möchte, erhält diese unter 404 02 52, oder wendet sich an dieselbe in der Melanchthonstraße 14, 1 -28.

Eberhard Seidel-Pielen