Keine „Sonderwünsche“ für KiTas

■ Momper fordert die Gewerkschaften zum Verzicht auf KiTa-Streik auf - und verlangt Gesprächsbereitschaft / Heute Streikauftakt in Kreuzberg

Die Aussicht, daß ab heute - zunächst nur in Kreuzberg, später auch in anderen Bezirken - Eltern ihren Nachwuchs nicht mehr in den staatlichen Kindertagesstätten „abliefern“ können, hat den Regierenden Bürgermeister aufgeschreckt. Momper hat die Gewerkschaften zum Verzicht auf den für nächste Woche angekündigten Streik in den KiTas und zu weiterer Gesprächsbereitschaft aufgefordert. Der Senat sei nach wie vor bereit, über eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu sprechen, erklärte Momper am Samstag.

Er könne jedoch nicht die vorhandenen Arbeitsbedingungen in einen Arbeitstarifvertrag kleiden, weil er damit gegen die Regelung der Tarifgemeinschaft deutscher Länder verstoßen würde. Zudem dürften berufstätige Mütter nicht zu den Leidtragenden des Konflikts gemacht werden. Die Stadt könne es sich in den schwierigen Verhandlungen mit dem Bund zur Aufstockung der Berlinhilfe für die Aufgaben nach Öffnung der Grenze nicht leisten, Sonderwünsche anzumelden. Sie müsse bei der Vergabe der Mittel „streng abgewogene Prioritäten setzen“. Niemand hätte Verständnis für Sonderleistungen im KiTa-Bereich, zumal sie zwangsläufig zu Lasten Schwächerer gehen würden. Der Senat stehe jedoch zu seinem Wort, daß es keine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen geben werde.

Wie berichtet, haben sich die organisierten ErzieherInnen von ÖTV und GEW am Freitag mit überwältigender Mehrheit für einen Vollstreik in den staatlichen KiTas ausgesprochen. Sie fordern eine Neuregelung ihrer qualitativen Arbeitsbedingungen. Vor allem der seit 1972 unverändert geltende Personalschlüssel müsse geändert werden, weil sich inzwischen ihre Arbeitszeit von 45 auf 39 Stunden in der Woche geändert habe. Streiken wollen die ErzieherInnen in dieser Woche nach einem mehrstufigen „Fahrplan“. Den Auftakt bilden heute 33 KiTas in Kreuzberg, morgen folgen Neukölln und Spandau, am Mittwoch sechs weitere Bezirke, am Donnerstag schließlich alle. Betroffen: 46.000 Kinder - und ihre Mütter und Väter. Völlig offen: wie Momper den Konflikt lösen will.

dpa/lore