Shakespeare-Premiere am Leibnizplatz:

■ „Macbeth“

Große Preisfrage: Was ist eigentlich ein Mann? Was macht, daß Mann sich einläßt auf diesen Lebenskampf, auf das Gerangel um Macht, Reichtum, Anerkennung, auf den ewigen Mythos des Kämpfers, Zerstörers, des Leistungsfähigen, Durchsetzungskräftigen. Was macht, daß er sich einläßt auf das Lebenvernichten, daß er das Rad immer weiterdreht, das ihn schließlich selbst frißt. Und das alles wider besseres Wissen. Der Mann weiß, was er tut.

Noch so eine Frage: Frau? Frau aus der Sicht des Mannes? Ein Bild, eine Fiktion, eine Projektion seiner Wünsche, eine Krücke seiner unantastbaren, kampferprobten Persönlichkeit, um deren Empfindlichkeit er selbst am besten weiß.

Wie kommt es, daß mann sich diese Gespinste baut, die Frau als eine Schachfigur seiner Wünsche inszeniert, sich selbst als den Fels in der Brandung, wohl wissend um dessen inneres Brodeln, das sich im rauschhaften Zerstörungstaumel, im magischen Beischlaf mit Mutter Erde entlädt. Wie kommt es? Klar, das ist das Patriarchat, aber es ist auch mehr als ein Begriff.

Streng genommen ist auch Shakespeares ehrwürdiger Massenmörder Macbeth so einer. Von Anfang an weiß er, daß ihm auf seinem Weg nach oben eine Killer-Karriere bevorsteht, er weiß, daß er selbst dem Dolch zum Opfer fallen wird und weiß auch, daß er sich den Vernichtungs -Rausch wünscht. Macbeth sieht klar.

Die bremer shakespeare company hat sich dieses Jahr der Blut und Macht Tragödie angenommen und die modernen Fragen an sie gestellt. Das Ergebnis: Heute, 19.30 Uhr.

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