Europart wird geplündert

■ Morgen müssen nochmal 100 Mitarbeiter raus / Daimler will das Gelände kaufen

Heute wird Konkursverwalter Richard Schulze noch einmal 100 Europart-Mitarbeiter - überwiegend Frauen - vor die Tür setzen. Von den ursprünglich 500 Beschäftigten werden dann nur etwa 80 übriggeblieben sein. Die Produktion wird eingestellt. Der Grund: Die letzten Aufträge sind erledigt, die Firma dürfte vor der Liquidation stehen.

Seit dem 18. Oktober dieses

Jahres befindet sich Europart in Konkurs. Doch zunächst blieben die meisten Beschäftigten in Arbeit, weil der französische Elektronikkonzern Thomson noch auf Europart -Lieferungen angewiesen war. Direkt nach Konkurseröffnung hatten Beauftragte von Thomson versucht, bei Nacht und Nebel Werkzeuge aus dem Hemelinger Werk abzufahren. Thomson wollte mit diesen Werkzeu

gen die benötigten Fernseh Gehäuse anderweitig produzieren lassen. Doch die Belegschaft hatte davon Wind bekommen. Sie besetzte die Tore und sicherte sich so Beschäftigung, allerdings nur für wenige Wochen. Inzuwischen hat Thomson auch die wesentlichen Produktionsanlagen abtransportiert.

Verkauft sind auch schon die Maschinen, mit denen Europart

auf einen grünen Zweig kommen wollte: Die Abteilung, wo die Produkte der „3-Tec„-Reihe hergestellt wurde, ist komplett demontiert. Dort hatten die Europart-Manager neue Produkte entwickeln lassen, zum Beispiel ein Gerät, mit dem Verbraucher den Nitratgehalt des Trinkwassers testen können. Ehe Europart seine „3-Tec„-Reihe marktreif hatte, kam die Pleite.

Mit Europart schließt das letzte Werk aus der Nordmende -Dynastie seine Tore. Das Hemelinger Werk fiel zunächst in die Hände des Thomson-Konzerns, der Nordmende komplett aufgekauft hatte. Doch Thomson hatte sich übernommen, und wollte sein Bremer Werk einfach dichtmachen, als er sich aus der Bundesrepublik zurückzog. Damals stieg das Land Bremen ein. Ehemalige Thomson-Manager ebenfalls, sie übernahmen auch die Geschäftsleitung und versuchten Europart in den vergangen zweieinhalb Jahren als Zulieferbetrieb für Elektronikwerke auf der ganzen Welt über Wasser zu halten. Als die Schulden ihnen über den Kopf wuchsen, drehten die Banken im Oktober den Geldhahn zu. Einer der Erben wird Daimler-Benz sein. Die Autobauer von nebenan haben eine Halle an der Funkschneise gemieten und sind auch als Käufer des Geländes im Gespräch.

mw