Zahnlos zaubernde Zweit-Einleger

■ Bei „III nach neun“ ändern sich Moderatoren und alles bleibt wie es ist

Nicht für die Glotze, sondern für das Leben lernen wir. Oder warum sollten wir sonst Talkshow kucken? Bei der Bremer Talkshow sollen wir eigentlich gar nicht mehr kucken. Aber so deutlich wollen uns die Macher das nicht sagen: Wir sollen durch die Blume kucken und abschalten lernen. Eine neue Form der Erziehung zur mündigen Müdigkeit.

Es geht los. Setzen. Drei ModeratorInnen schauen dich an. Sie sind glücklich. So fühlt man sich eben, wenn man wie ausgewechselt ist! Als moderierende Gästin: Angela Mohr aus der DDR: Sie ist Mitglied der Bambi-gekrönten Jugendsendung Elf 99, findet unter dem unschuldbewußten Blick Giovanni di Lorenzos unangenehm, wenn DDR-Bürger benutzt werden, damit andere sich besser verkaufen und darf unser'n besten Bremer Selbstverkäufer, den wie immer martialisch drapierten Andras Fricsay, was fragen. Ein Paar wie Rotbäckchen und der zahnlose Wolf. Fricsays Ausdruckskunst erschöpft sich eben im Aussehen.

Damit wir nicht glauben, man habe nur eine DDR-Frau, sind auch noch ein wieselig zaubernder DDR-Zauberer und eine DDR -Gastronomin mit oder ohne Privilegien dabei, die aus dem Volks-Nähkästchen plaudert. Der Zauberer ist eigentlich ein magic doctor, aber eigentlich der physikalischen Chemie, und soll Randi Crotts Fragen möglicherweise ernst nehmen. Der Art, warum er nicht die DDR-Clique weggezaubert hat. Nein, ist er nicht drauf gekommen, er hat eben bloß rote Tücher verschwinden lassen.

Als musikalische Zweit-Einleger dienen die LORDS, die Band, die schon seit 30 Jahren auf der Bühne steht und keiner weiß, warum. Immerhin sieht Lord Ulli jetzt wie ein dauerbewellter Prinz-Eisenherz aus.

Jetzt kommt aber endlich „rote Heidi“ Wieczorek-Zeul dran, die Randi Crott bestätigen muß, daß die SPD doof ist. Wegen der Deutschlandpolitik und so. Ätsch, tut sie nicht, Randi böse. Zwei Gäste sind ausgefallen, also fix abgeholfen mit Günter Klein von der Bremer CDU. Wer ist Günter Klein? Macht nichts. Wir erfahren: Seine Frau ist sauer'daß er so spät nochmal vor die Türe gegangen ist. Wegen Wiedervereinigung er-regt sich nun etwas. Da meldet sich ein Ex-DDR-Bürger aus dem Publikum: Er lebe gern in der BRD und keiner brächte ihn mehr zurück. Das war nicht eingeplant. Claudia Kohlhas