Bier Kaffee James

■ Fotoband des Senats über „seine“ Stadt

Regen oder nicht, christlich- abendländisches Bewußtsein treibt uns verschärft in die City. Religiöse Feste erfordern Opfer. Wir opfern gern, gilt es doch, unseren Liebsten und Nächsten Liebe zu beweisen.

Doch die Zeit drängt. Da ist es ein Glück, daß der Senat seit gestern den Bremer Buchläden einen Bildband ins Körbchen legen läßt, der uns und unseren Nächsten zeigt, was wir schon kennen. Unsere Liebsten - d.h. jene, die wir lieben, solange sie nicht unsere Nächsten sind - sollen unsere Hansestadt im „Lesesessel ... hautnah erleben“. „Ein Stück Bremen zum Verschenken“ soll es sein.

Das ist schön, und so freuen sich die Japanerinnen, die der Fo

tograf Jürgen Nogai am Eselsfuße der Stadtmusikanten knipste, wie wir uns das von JapanerInnen so vorstellen. Das ist die Weltoffenheit der Stadt, in der „stets freiheitlich gestritten wurde“.

Nogai verzichtet bewußt auf fotografischen Tricks und Effekte. Bei der Pressevorstellung im Ratskeller fiel sogar das Wort „Dokumentarfotografie“:das Weglassen von allem Überflüssigen. Hier sind das vor allem die Menschen. Ist ja auch wahr, was geht uns dieser Tage zum Beispiel beim geruhsamen Einkauf mehr auf den Geist als diese.

Vieles andere fehlt in diesem Fotoband, was ein Leben in dieser Stadt wirklich ausmacht, von alternativer oder Scene -Kultur ganz zu schweigen. Was zählt sind Fassaden, Fallturm, das neueste Mercedes-Modell, ein bischen Fishtown, saubere Container-Häfen und „würziges Bier, aromatischer Kaffee, feine Schokolade“. Und James Last, der große Sohn der Stadt. Achim Könnek