Q U E R S P A L T E Die Konföderierten kommen

■ Die deutsch-deutsche Medienoffensive läuft und läuft und läuft...

Der ARD-„Musikantenstadl“ in Cottbus, Genschman beim „Demokratischen Aufbruch“, Eberhard Diepgen bei der Ost-CDU: das war erst der Anfang. Schon droht Hans-Jochen Vogel mit massivem Wahlkampfeinsatz zwischen Thüringen und Mecklenburg, um nicht in Gefahr zu geraten, statt der SPD der SED das erfolgreiche Rezept „Wanken durch Ängstlichkeit“ zu verkaufen. Auch Betbruder Rau zieht es gen Osten, um jene Parolen auch jenseits der Grenze zu variieren, die schon im Bundestagswahlkampf 1987 die Massen elektrisiert hat: „Wir in Sachsen-Anhalt“. Das Ringen um den Menschen zwischen Karl -Marx-Stadt und Rostock wird bereits auf CDU-Plastiktüten ausgetragen, auf denen die hessischen Konföderierten das unerbittliche „Wir sind ein Volk“ den unvermeidlichen Gang in DDR-Mülltonnen antreten lassen. Nachdem die 'FAZ‘ den „Kommunismus“ für die Teilung Deutschlands verantwortlich erklärt hat, kann Gerhard Löwenthal in seiner neuen Sendung „Jenseits von Edenkoben“ nun aus Polen „Hilferufe von drüben“ verlesen. Doch bevor Thomas Gottschalk - „Wetten, daß?“ - es nicht schafft, tausend Bundesbürger in der Hanns -Martin-Schleyer-Halle aufmarschieren zu lassen, die im Chor fehlerfrei „Oder-Neiße, alles Scheiße!“ brüllen können, wird der Gegenschlag einsetzen.

Im saarländischen Wahlkampf wird sich SED-Chef Gysi gegen die fortdauernde Ehrenmitgliedschaft von Erich Honecker im Verein „Schalmeienkapelle 1867 Wiebelskirchen“ wenden. Regierungschef Modrow wird auf seiner zentralen Wahlkundgebung in Düsseldorf gegen den sozialdemokratischen NRW-Sumpf der Bodo-Hombach-Bande die anständige Geschichtsspur der deutschen Arbeiterklasse ins Feld führen. Günther Mittag schließlich verlangt in der Talkshow mit Frank Elstner - „Die stillen Stars“ - die Gleichbehandlung mit NS-Wirtschaftsgrößen, die nach 1945 wieder ein Hüttenwerk nach dem anderen auf das Wackelsteiner Ländchen stellen konnten, nachdem alles in Schutt und Asche gelegt worden war.

In dieser Konföderation der Konföderierten weiß wieder einmal nur einer Rat: Richard I. Auf einer Parkbank zwischen Potsdam und Berlin vertraute er seinem Berater Jürgen Busche an: „Wissen Sie, lieber Jürgen, vielleicht habe ich neulich unrecht gehabt. Vielleicht muß, was wächst, auch wuchern können.“

Reinhard Mohr