„Prima, daß er da war!“

Kanzler Kohl strahlte zum Abschluß seines Besuches in Dresden über die Helmut-Helmut Rufe / Der Abschied verlief lakonisch / Keine Abschiedsjubler vor dem Kanzler-Hotel  ■  Aus Dresden Ferdos Forudastan

Fast, so schien es zeitweilig auf der gestrigen Pressekonferenz, hätte der Kanzler noch ein kleines Weihnachtslied angestimmt, etwa: „Oh Dreesden, oh Dreesden, wie nett sind Deine Büüürgeeer.“ Richtig glücklich wirkte das speckige Lächeln unterm bunt geschmückten Christbaum im Dresdener Kulturpalast - und dies war kein Wunder, hatte Helmut Kohl am Vortag sein wohl schönstes Weihnachtsgeschenk bekommen: Helmut-Helmut-Rufe statt Pfiffen, schwarz-rot -goldene Fahnen statt galliger Transparente.

Die feierliche Laune lockerte dann zwar nicht seine Zunge die JournalistInnen erfuhren lediglich, daß er noch mit Kirchenmännern und Künstlern gesprochen hatte, für den Aufbau der Infrastruktur in der DDR ist und so weiter - wohl aber sein Gemüt. Ergriffen und gerührt sei er von den offenen Gesichtern und hoffenden Augen der vielen jungen Menschen gewesen, sprach der Kanzler. Mild gestimmt rief er zu „Besonnenheit und Augenmaß“ im Umgang mit der Frage der Wiedervereinigung auf. Und schließlich ließ Kohl gestern gezielt alle Fettnäpfchen rechts liegen, sogar als er die Rede auf seinen Auschwitz-Besuch brachte.

Gar nicht feierlich gestimmt schien Dresden, vor dem Hotel Bellevue stand kein einziger Schaulustiger mehr. Die Deutschlandfahnen waren aus dem Stadtbild verschwunden. „Prima, daß er da war. Mal gucken, ob er unserer Wirtschaft wirklich hilft.“ „Gut, daß die Staatsmänner sich mal getroffen haben, wenn Modrow sich jetzt Mühe gibt, bleiben wir natürlich hier.“ So kommentierten auch jene den Besuch, die nach eigenem Bekunden den bundesdeutschen Kanzler stürmisch begrüßt hatten. Ob für sie wie für Helmut Kohl die „deutsche Einheit“ das Endziel darstelle? „Nein“, sagt ein Schüler, „aber das wir das rufen, macht denen da oben Dampf.“