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USA marschieren in Panama ein

■ Angriff auf Noriegas Hauptquartier / Begründung: Leben von Amerikanern in Gefahr / Mindestens fünfzig Tote, auch unter der Zivilbevölkerung / Noriega entkam / Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsausschusses / Heiner Geißler rechtfertigt Intervention

Panama-Stadt (afp/dpa/taz) - Mit Panzern, Hubschraubern und Kampfflugzeugen griffen US-Truppen am Mittwoch morgen um 1 Uhr Ortszeit die Kasernen der panamaischen Streitkräfte und das Hauptquartier von Armeechef Manuel Noriega in der Altstadt Panamas an. Ärzte in der panamaischen Hauptstadt sprachen von 50 Leichen, allein in einem Krankenhaus. Die US -Regierung sprach von mindestens neun toten und 37 verletzten US-Soldaten. Wie schon bei ihrem Überfall auf die Karibikinsel Grenada begründeten die USA ihre Intervention damit, in Panama sei das Leben von Amerikanern in Gefahr. Als weitere Ziele nannte das Weiße Haus die Wiederherstellung der Demokratie und die Ergreifung Noriegas, der in den USA wegen Drogenhandels angeklagt ist. In einer Fernsehansprache sagte Präsident Bush am Mittwoch morgen, die USA hätten ihre Ziele erreicht. Er kündigte die Aufhebung der wirtschaftlichen und diplomatischen Sanktionen gegen Panama an und erkannte den Oppositionspolitiker Endara als neuen Präsidenten des Landes an. US -Verteidigungsminister Richard Cheney gestand zwar ein, daß die US-Armee des panamaischen Armeechefs nicht habhaft wurde. „Zu diesem Zeitpunkt ist Noriega ein Flüchtling. Wir werden ihn jagen, und wir werden ihn finden“, erklärte der Chef des Pentagons. Endara gab auf einem US-Stützpunkt in der Kanalzone bekannt, er habe die US-Intervention gebilligt.

Am Mittwoch mittag gingen bewaffnete Milizen und panamaische Soldaten in allen wichtigen Straßen der Hauptstadt in Stellung und feuerten immer wieder auf die Hubschrauber der US-Armee, die knapp über den Dächern der Altstadt kreisten. Noriega ergebene Truppen haben inzwischen auch Barrikaden errichtet, um ein Vorrücken von US-Panzern zu blockieren.

Auf Antrag des Vertreters Nicaraguas wollte noch am Mittwoch der UN-Sicherheitsrat zu einer Dringlichkeitssitzung zusammentreten. Während die Sowjetunion und Spanien die militärische Intervention der USA verurteilten, begrüßte die britische Regierung das Vorgehen der USA. Auch der stellvertretende CDU-Vorsitzende Heiner Geißler rechtfertigte die Intervention. Die Bundesregierung hingegen hofft in einer Stellungnahme, daß Menschenleben verschont bleiben.

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