taz_archiv_7939051786173

Ost-West-Unglück im Eis

■ Ein warmer Winter ohne Schnee: Fünfjähriger in Eis eingebrochen / Sein Großvater ertrank Die Zahl der Verkehrsunfälle im Westteil der Stadt bleibt mit und ohne Schnee konstant

Eine Westberlinerin hat am Mittwoch in Kleinmachnow an der Grenze zwischen Potsdam und West-Berlin einem kleinen Jungen aus der DDR das Leben gerettet. 'adn‘ berichtete gestern, die 33jährige Gabriele Rösel-Aurfrabli habe während eines Spaziergangs gesehen, wie der Fünfjährige in einem Teich eingebrochen sei. Die Frau zog das Kind aus dem Wasser. Dabei brach sie selbst ein, konnte sich aber noch ans Ufer retten. Während der Junge unverletzt blieb, kam für seinen Großvater jede Hilfe zu spät. Die Feuerwehr konnte ihn nur noch tot bergen. Das derzeitige lauwarme Winterwetter läßt die Behörden kalt. Bei der BSR braucht niemand vor Langeweile die Streusalzkörner zu zählen, denn - so Geschäftsführer Fischer - auf den Straßen liege vom letzten Glatteis noch genug Split und Granulat herum. Das muß wieder weggefegt werden - und zwar in personalintensiver Handarbeit, weil die Kehrmaschinen im Gegensatz zu ihren Fahrern Winterschlaf halten dürfen. Mit Wasser wegspülen geht nicht wegen Frost, und ohne Wasser nicht wegen Staubgefahr. Doch „der Herr Meisner wird sich freuen“, meint Fischer, denn ein paar Millionen billiger ist ein milder Winter für den Finanzsenator schon. Material und zusätzliches Personal werden eingespart. Auch die Polizei hat genausoviel oder wenig zu tun wie in weißen Wintern. „Die Kraftfahrer fahren weitaus vorsichtiger, wenn Schnee und Eis auf den Straßen liegen“, so der Polizeisprecher. „Oder, um es mit dem schönen Satz zu sagen, sie passen ihren Fahrstil den Witterungsbedingungen an.“ Allerdings stiegen auch viele auf die BVG um. Die Unfallhäufigkeit steigt nach Angaben des Polizeisprechers höchstens mal bei Eisregen an. Das heißt, sommers wie winters: montags, dienstags, mittwochs durchschnittlich 300, donnerstags 320, freitags 340, samstags 240 und sonntags 160 Unfälle, wie der Sprecher mißmutig aus den Akten herausfiltert. Laut Wetterdienst gebärdet sich das Wetter in den nächsten Tagen unbeständig. Schneelos bleibt es aber mit ziemlicher Sicherheit.

ap/lore