US-Kriegsschiffe nehmen Kurs auf Kolumbien

■ Anzeichen zur geplanten See- und Luftblockade der kolumbianischen Karibikküste verdichten sich / Flugzeugträger und drei weitere Kriegsschiffe auf dem Weg in die Karibik / Kolumbien reagiert empört, Päsident Barco bestreitet gemeinsame Verhandlungen mit den USA

Washington (afp/wps) - In den USA und Kolumbien verdichteten sich am Wochenende Anzeichen über eine bevorstehende Seeblockade der kolumbianischen Karibikküste durch US -amerikanische Kriegsschiffe. US-Regierungsvertreter teilten am Samstag mit, es gebe im Weißen Haus Beratungen über eine mögliche Luft- und Seeblockade entlang der kolumbianischen Küste, um so den Drogenschmuggel zu unterbinden. Bereits am Donnerstag hatten der Flugzeugträger „USS John F. Kennedy“ und drei weitere Schiffe ihren Heimathafen in Norfolk im Bundesstaat Virginia verlassen, angeblich, um eine Routineübung vor der Küste Floridas abzuhalten. Das Weiße Haus hatte bereits am 28. Dezember bestätigt, daß US -Präsident George Bush einen Plan prüfe, der eine Luft- und Seeblockade entlang der kolumbianischen Küste vorsieht. Ein Regierungsvertreter in Washington, der anonym bleiben wollte, bestätigte neuerlich diese Pläne, dementierte jedoch, daß die USA bereits dabei seien, eine Blockade aufzubauen: „Es hat noch nichts begonnen. Wir beraten mit den Kolumbianern.“ Exakte Einsatzbefehle seien noch nicht erteilt worden. Den genauen Standort der Schiffe wollte er aus „Sicherheitsgründen“ nicht nennen. Daß die von dem Plan überraschten Kolumbianer verärgert reagierten, sei verständlich, so der Regierungsvertreter weiter, aber „ich sehe nicht, daß das ein nicht zu bewältigendes Problem darstellen könnte“. Eingestanden wurde in Washington allerdings ein gewisses „ill-timing“ des Blockadeplans: Daß sich der Einsatz von US-Kriegsschiffen im kolumbianischen Hoheitsgebiet unmittelbar an die Invasion in Panama anschließen soll, könnte gewisse Widerstände in Kolumbien hervorrufen.

In der Tat wurden in Kolumbien die Meldungen über eine mögliche bevorstehende Seeblockade mit großer Besorgnis aufgenommen. Die Regierung von Präsident Virgilio Barco betonte lediglich, es gebe gar keine entsprechenden Verhandlungen mit den USA. Dagegen meldete die Presse bereits die bevorstehende Ankunft der Kriegsschiffe. Der kolumbianische Rundfunk berichtete, daß nicht nur die Öffentlichkeit mit Empörung auf die Meldungen reagiert habe, sondern sich auch innerhalb der Regierung Protest rege. Aus dem Regierungspalast verlautete, die USA sollten doch vor ihren eigenen Küsten gründlicher kontrollieren.

Bogota (afp) - Die kolumbianische Kokainmafia hat der Regierung ein Ultimatum gestellt. Sollten nicht binnen sieben Tagen mehrere inhaftierte „Kameraden“ freigelassen werden, werde der Ende Dezember entführte Sohn des Sekretärs von Staatspräsident Barco hingerichtet, hieß es in einem Schreiben der Mafia-Organisation.