Standbild: Um den Brei herum

■ Rufen Sie uns an!, Politik in den Medien

(Rufen Sie uns an!, Politik in den Medien, Mi., 10.1., 19.00 Uhr, N3 und 1 plus) Die Aufkleber von Rundfunk- und Fernsehsendern an der Studiowand, per Kamera groß ins Bild gerückt, versprachen vieles. Politik in den Medien aufklären, kontrollieren, mitregieren? war das Thema, und die Aufkleber schlossen die Privaten mit ein - die Gästeliste nicht.

Klaus Bresser vom ZDF, Jürgen Kellermeier (der in der Diskussion seinem Namen voll gerecht wurde), Programmdirektor beim NDR, und Robert Licht, stellvertretender Chefredakteur der 'Zeit‘, waren gekommen, um dieses Thema zu diskutieren, und ein Vertreter der Privaten hätte der Runde an sich ganz gut getan. Denn mit Ausnahme von Robert Leicht gaben die Gäste kaum Verwertbares von sich, und wenn doch, wurde das Gesagte meist im nächsten Satz schon wieder verwässert.

Nur einmal gelang es einen Frager die TV-Oberen festzunageln, nämlich als er wissen wollte, warum Politiker bei Interviews immer mit Glace-Handschuhen angefaßt würden. Betretene Gesichter bei ARD und ZDF und das zögerliche Zugeständnis, daß man so etwas vielleicht doch nicht machen sollte, sowie das Argument, daß manche Politiker den Reportern rhetorisch überlegen seien.

Doch erst eine Journalistin brachte es in einem Film - als Hintergrundinfo eingespielt - auf den Punkt: „Politiker verfahren mit Journalisten wie mit einem Hofstaat.“ Dann kann es ja mit dem Fernsehen nicht allzu weit her sein, denn gerade bei den Öffentlich-Rechtlichen feilschen Politiker und Parteien gerne um Pfründen. Und so war auch der einzige Zeitungsmann in der Runde, Robert Leicht von der 'Zeit‘, derjenige, der mit dem Thema kritisch umging. Von ihm mußten sich die Fernsehleute dann auch einiges gefallen lassen. Angefangen bei der Frage, warum man eigentlich nur Egon Krenz und nicht etwa auch Franz-Josef Strauß nach seinem Alkoholkonsum befragt hat, bis hin zum Vorwurf, daß das deutsche Fernsehen im allgemeinen zu seicht sei, daß ihm die Streitkultur abhanden gekommen ist.

Von der Hand zu weisen ist das nicht, gerade mit zunehmender Konkurrenz der Privaten wird auch bei ARD und ZDF die Berichterstattung ein wenig unkritischer und oberflächlicher. So war es auch in der Sendung. Es wurde ein wenig an der Oberfläche gekratzt, doch in die Tiefe konnte man leider allein aufgrund der kurzen Sendezeit nicht gehen. Doch schon das, was an der Oberfläche zu sehen war, ist erschreckend, und wenn man in die Tiefe ginge, wäre das für viele sicherlich ein Grund, die Glotze auf den Müll zu schmeißen.

Marius Zekri