piwik no script img

Britische Armee erschießt drei Männer in Belfast

Dublin (taz) - In der nordirischen Hauptstadt Belfast sind am Samstag vormittag drei Menschen im Kugelhagel einer Undercover-Einheit der britischen Armee gestorben. Die drei Männer waren mit Spielzeugpistolen bewaffnet und hatten gerade einen Buchmacher im Westteil der Stadt überfallen, als zwei zivil gekleidete Soldaten das Feuer ohne Vorwarnung eröffneten. Augenzeugen berichteten, daß die Armee-Einheit keinen Versuch machte, die Täter festzunehmen. Die Soldaten feuerten 20 bis 30 Schuß aus nächster Nähe ab, obwohl zwei der Männer bereits am Boden lagen. Der Dritte wurde am Steuer des Fluchtwagens erschossen. Ein Passant mußte mit Armverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Die Polizei gab später bekannt, daß die Soldaten geglaubt hatten, es handele sich um Mitglieder der Irisch -Republikanischen Armee (IRA). Das bestreitet die IRA jedoch.

Die Armee-Operation hat einen Proteststurm in der britischen Provinz ausgelöst. Joe Hendron von den nordirischen Sozialdemokraten glaubt, daß die Soldaten der britischen Sondereinsatztruppe SAS angehörten. Er verglich die Aktion mit dem SAS-Einsatz in Gibraltar, als die Elitesoldaten im März 1988 drei unbewaffnete IRA-Mitglieder ermordet hatten. Sinn-Fein-Präsident Gerry Adams vom politischen Flügel der IRA bezeichnete die Erschießungen am Samstag als „kaltblütigen Mord“ und rief amnesty international auf, eine unabhängige Untersuchung einzuleiten. Der irische Außenminister Gerard Collins hat von der britischen Regierung „innerhalb von 24 Stunden einen detaillierten Bericht“ gefordert. Am Samstag abend hat die nordirische Polizei eine Kommission eingesetzt, die den Fall untersuchen soll.

Der Undercover-Einsatz britischer Soldaten hat seit dem 20.Jahrestag der Entsendung britischer Truppen nach Nordirland im letzten August stark zugenommen. Bürgerrechtsgruppen haben wiederholt darauf hingewiesen, daß die Zahl der Todesopfer bei diesen Einsätzen seitdem drastisch gestiegen ist.

Ralf Sotscheck

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen