Pannen trüben Cattenom-Bilanz

■ Grüne wollen klagen / BlockIII geht ans Netz

Cattenom/Saarbrücken (taz) - Die zahlreichen Pannen und Notabschaltungen der umstrittenen französischen Nuklearzentrale Cattenom bescheren der Betreibergesellschaft „Electricite de France“ (EDF) eine schlechte Jahresbilanz. Erzeugten die beiden betriebenen Blöcke I und II des Atomkraftwerks 1988 noch 15,7 Milliarden Kilowattstunden Leistung, so schrumpfte die Bilanz im Pannenjahr 1989 auf fast die Hälfte (8,3 Milliarden kWh), räumten die Betreiber bei ihrer Jahrespressekonferenz am Dienstag ein. Nicht die Pannen sind nach EDF-Lesart schuld am enttäuschenden Produktionsergebnis: „Sicherheit hat bei uns immer Vorrang“, wendete Cattenom-Chef Bernard Dupraz die Zahlen ins Positive. Allein im vergangenen Jahr war BlockI für drei Monate und BlockII für zehn Monate vom Netz genommen worden. Schuld seien „Kinderkrankheiten“ der Reaktoren, verniedlichten die Atomchefs. Gleichzeitig gaben sie bekannt, daß BlockIII schon im kommenden Monat ans Netz gehen soll. Auch der vierte und letzte Block der Atomzentrale, die nach dem Endausbau zu den weltweit größten AKWs zählt, komme zügig voran.

Unterdessen wollen französische, deutsche und luxemburgische Grüne den Export von vermeintlich billigem französischem Atomstrom in die EG-Länder mit einer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof verhindern. Eine am Mittwoch in Saarbrücken von luxemburgischen und saarländischen Grünen vorgelegte Expertise kommt zu dem Schluß, daß die staatliche EDF entgegen geltendem Eurorecht indirekt massiv vom Staat subventioniert werde und damit Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Staaten erhalte. Umweltminister Töpfer (CDU) wurde aufgefordert, bei der EG-Kommission in dieser Sache aktiv zu werden; gleiches wollen die Grünen tun.

Thomas Krumenacker