Absichtserklärungen in Leipzig

■ Potentielle Gründer eines „Republikaner„-Kreisverbandes trafen sich / Ein westdeutscher „Republikaner“ und dreißig DDRler

Gerüchte, daß sich in Leipzig der erste Kreisverband der „Republikaner“ in der DDR bilden soll, machten seit Tagen die Runde. Am Donnerstag sollte es soweit sein. Auf der letzten Montagsdemonstration waren aus einem Block westdeutscher Rechtsradikaler heraus Flugblätter verteilt worden, die eine Gründung der „Republikaner Leipzig“ angekündigt hatten.

Zum angekündigten Treffen am Abend, hinter der Oper in der Leipziger Innenstadt, erscheinen zwischen 60 und 70 Teilnehmer, darunter kaum einer, der älter als 25 Jahre ist. Zwischen bewußt unauffällig Gekleideten stehen Skinheads, an den Jacken die Sticker „Ich bin stolz, Deutscher zu sein“, die Embleme der „Republikaner“ oder die der DVU des Herausgebers der 'Nationalzeitung‘, Gerhard Frey.

Die Menge schart sich um einen westdeutschen Redner, der nach eigenen Angaben damit betraut ist, den Leipziger Kreisverband aufzubauen. Geredet wird viel: von einem bewaffneten neutralen Deutschland, der Vertreibung der Alliierten „aus West- und Mitteldeutschland“ - und darüber, daß die Ausländer endlich wieder in ihre Heimatländer verfrachtet werden müßten. Aufkleber der „Republikaner“ werden verteilt und finden reißenden Absatz, während am Rande einzelne Skinheads - mittlerweile angetrunken - den dankbaren Fotographen immer wieder den Hitlergruß vorführen. Adressen von denen werden notiert, die sich am Aufbau der „Republikaner“ aktiv beteiligen wollen.

Ungefähr dreißig kommen zusammen, „alle aus Leipzig“, wie der Listenführer, ein unscheinbarer Zwanzigjähriger, betont. Ihm sind die „Sieg-Heil„-Posen der Skinheads sichtlich zuwider. Das Treffen schleppt sich hin, hilflos wird immer wieder bedauert, sich nicht in aller Öffentlichkeit als „Republikaner“ bekennen zu können: Unterbrochen wird die Litanei von Anekdoten einzelner, die über Auseinandersetzungen mit SED-Mitgliedern berichten, als am vergangenen Montag am Rande der Demonstration die REP-Flagge gehißt werden sollte. Am Ende des Treffens bleiben vorerst nur Absichtserklärungen. Weitere Interessenten sollen geworben werden und ein zweites Informationstreffen am Montag an gleicher Stelle stattfinden.

wg