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Ein idealer Frauenjob

■ Staatssekretärin Hürland-Büning als Wehrbeauftragte?

Berlin (dpa/taz) - Sind Posten, Paragraphen, Positionen nicht längst durchforstet? Der Ausschluß der Frauen nicht akribisch aufgelistet? Doch ein Amt trotzte dem Antidiskriminierungstreiben: Der Wehrbeauftragte darf und kann nur ein Mann sein. Denn Voraussetzung ist ein mindestens 12monatiger Wehrdienst, und der ist Frauen untersagt. Trotzdem ist jetzt zum ersten Mal eine Frau im Gespräch für das Amt des Truppenkontrolleurs: Agnes Hürland -Büning (CDU), parlamentarische Staatssekretärin im Verteidigungsministerium. Um ihrer Favoritin auf den Posten zu verhelfen, ist die CDU/CSU-Fraktion sogar bereit, das Wehrbeauftragten-Gesetz bis zur Wahl im März im Schnellverfahren zu ändern.

Die 63jährige Agnes Hürland-Büning, langjährige Freundin von Kanzler Kohl und dessen Gattin, gilt längst als „Mutti der Truppe“. Bei ihrer Ernennung im März 87 hatte der damalige Verteidigungsminister Wörner zwar beteuert, er habe seine erste weibliche Staatssekretärin nicht als „Tante fürs Soziale“ berufen. Doch das Image blieb an ihr kleben. In politische Diskussionen mischte sie sich nicht. Ausnahme: ihr Pilotprojekt „Frauen in der Bundeswehr“, in dem Frauen als Lückenbüßerinnen für den „Pillenknick“ herhalten sollten. Das löste heftige Debatten und Proteste aus. Doch seit Glasnost und erneuter Abrüstungsdiskussion ist davon ohnehin nichts mehr zu hören - Frau Hürland-Büning hält opportun den Mund. Nun soll sie den Kümmernissen „ihrer“ Jungs das Ohr leihen, einmal im Jahr darf sie berichten mehr darf sie nicht. Da sage eine, die Wehrbeauftragte sei kein idealer Frauenjob.

lu

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