Rot-grüner Senat ohne bürgernahe Videovisionen

■ 1988 entstanden im Rahmen der Qualifizierungsoffensive des CDU-Senats zwölf Berliner Medienwerkstätten / Als Ausbildungsorte für die freie Wirtschaft haben sie versagt - sich aber als alternative Medienorte bewährt / Im Januar und Mai müssen 46 ihrer MitarbeiterInnen gehen / Einigen Medienwerkstätten droht das Aus!

„Wenn in der nächsten Woche keine definitive Zusage kommt, ist das das Aus einiger Medienwerkstätten.“ Karl Himmelmann, Sprecher des Arbeitskreises Berliner Medienwerkstätten, malt auch die Zukunft der meisten ihrer Beschäftigten schwarz: „Ab dem 31. Januar droht unseren 46 ABMlerInnen die Arbeitslosigkeit.“ Obwohl sie zusätzlich zu ihrer zweijährigen Tätigkeit in den Medienwerkstätten an einer zentralen Schulung teilgenommen haben, hat bisher nur eine von ihnen einen Job gefunden. „Schuld ist die Arbeitsmarktentwicklung, die weniger positiv verlaufen ist, als zu Projektbeginn angenommen.“ Der geringe Erfolg erklärt sich für Axel de la Sauce von der Medienwerkstatt PanMedia auch daraus, daß medienpädagogische Arbeit ohne Subventionen nicht möglich sei. Daß ein Bedarf an ihr bestehe, habe aber die rege Nutzung der Medienwerkstätten bewiesen.

Ihre Finanzierung durch den Senator für Arbeit ist an die Beschäftigung von ABMlerInnen gekoppelt. Einige Medienwerkstätten wollen nun keine Neuen einstellen. Diese Entscheidung gefährdet ihre Existenz. Karl Himmelmann begründet sie für die Werkstatt für interkulturelle Medienarbeit WIM damit, daß die Einstellung neuer, unerfahrener MitarbeiterInnen die Fortsetzung der Konzeption der Medienwerkstatt unmöglich machen würde.

Der Arbeitssenat hat sich nun bereiterklärt, die Finanzierung der Medienwerkstätten für ein weiteres Jahr zu übernehmen, wenn eine Möglichkeit der Weiterbeschäftigung der bisherigen MitarbeiterInnen gefunden werde. Das Arbeitsförderungsgesetz erlaubt die Verlängerung ihrer Verträge um ein drittes Jahr, wenn für das vierte die Aussicht auf eine Festeinstellung besteht. Laut Pressesprecher Steincke bemühe sich der Arbeitssenat derzeit, je nach Schwerpunkt der Medienwerkstätten bei den sachlich zuständigen Senatsverwaltungen um entsprechende Zusagen. Davon unabhängig wird geprüft, ob die Weiterbeschäftigung der betroffenen MitarbeiterInnen aus Mitteln eines Langzeitarbeitslosenprogrammes möglich ist.

Den Medienwerkstätten kommen diese Aktivitäten zu spät. Sie fordern von der Senatsverwaltung für Arbeit, die Förderung aller derzeit Beschäftigten für drei Monate fortzusetzen. Diese Zeit solle von den Senatsverwaltungen für Arbeit und Kultur genutzt werden, um ein neues Konzept für die Medienwerkstätten zu entwickeln. Herr Lokuschik, zuständiger Mitarbeiter beim Kultursenat, betont, daß die Verantwortung für die Zukunft der Medienwerkstätten bei der Arbeitsverwaltung liege. Der Kultursenat werde sich bemühen, den MitarbeiterInnen von vier Medienwerkstätten eine Weiterbeschäftigung zu ermöglichen. Auf die Frage, warum die in ihrer Existenz besonders bedrohte WIM keine Unterstützung bekomme, antwortete Lokuschik, sie mache nicht Kulturarbeit im engeren Sinne, sondern schwerpunktmäßig Ausländerarbeit, dafür sei die Senatsverwaltung für Soziales zuständig. Nach dem geringen Engagement des Senats für die bürgernahe Medienarbeit befragt, entgegnete er, daß die medienpädagogische Arbeit der Medienwerkstätten zwar für wichtig gehalten werde, dem Kultursenat aber das Geld für eine generelle Förderung fehle.

Christian Hoffmann