BRD-Grüne weisen den Weg

■ Öko-Imperialismus in der deutsch-deutschen Arbeitsgruppe Energie / „Bis aufs Messer bekämpfen“

Berlin (taz) - Die Diskussion hatte noch nicht richtig begonnen, da las Undine Bloch von Blottnitz, Ex -Europaabgeordnete der Grünen, den „Freunden“ aus der DDR schon die Leviten: „Wenn ihr auf die Idee kommt, über Atomenergie nachzudenken, werden wir euch bis aufs Messer bekämpfen.“ Der Ton machte die Musik bei diesem ersten überregionalen Versuch, eine Linie für die deutsch-deutsche Energiezukunft zu suchen.

Mit Engelsgeduld versuchten die VertreterInnen der Grünen Partei und des Neuen Forums Ost ihren KollegInnen West zu erläutern, daß die Energie-Lage der DDR-Nation eben anders sei als in der BRD: Veraltete Dreckschleudern auf Braunkohlebasis stehen vor der Stillegung, die AKWs in Greifswald sind keinen Tag länger tragbar, der kleine Uralt -Reaktor von Rheinsberg geht 1992 vom Netz, die Fertigstellung der 2.000 Megawatt-Reaktoren in Stendal steht in den Sternen. Gleichzeitig gibt es in der DDR keine sofort verfügbaren Alternativen.

Es nützte alles nichts: Als sich herausstellte, daß bei derart düsteren Perspektiven eine große Mehrheit der DDR -Umweltschützer zwar keine AKWs, aber wenigstens (Atom -)Stromimporte aus dem Westen für eine Übergangszeit akzeptieren wollte, kam es beinahe zum Eklat: Bloch von Blottnitz, auch die grüne Abgeordnete Lilo Wollny und der MdB-Mitarbeiter Markus Kurdziel entzündeten ein wahres Feuerwerk gegen solches Ansinnen: Nie wieder werde sich die DDR aus dem Martergriff der BRD-Atommafia befreien können... Tatsächlich fürchten die Grünen, daß mit Stromexporten in die DDR der Ausstieg aus der Atomkraft hierzulande noch schwerer würde. Nur: das sagten sie nicht.

Nun werden die Umweltschützer (Ost) dem Wahlvolk bis zum 6.Mai erklären müssen, woher denn der Strom kommen soll, bis die von allen verlangte effizientere Nutzung der Energieträger greift oder umweltfreundliche Kraftwerke gebaut sind. Die Grünen (West) werden dabei kaum eine Hilfe sein.

gero