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Oskar Lafontaine kanzlert Töpfer ab

Spektakulärer Wahlsieg für SPD-Kanzlerkandidaten / CDU-Kandidat Klaus Töpfer geht am Saarkanal baden / Verheerende Niederlage für Grüne - und REPs  ■  Von Petra Bornhöft

Berlin/Saarbrücken (taz) - Triumphal nahm Oskar Lafontaine bei den Wahlen im Saarland die letzte Hürde auf dem Weg zur SPD-Kanzlerkandidatur und brachte gleichzeitig der Bundes -CDU eine empfindliche Niederlage bei. Weit über allen Erwartungen lagen die SPD-Punkte bei den gestrigen Landtagswahlen, weit unter allen Schätzungen das Knock-out für die Grünen. Verlierer des Tages waren die „Republikaner“, die ebensowenig wie die Grünen den Sprung über die Fünf-Prozent-Marke schafften.

Im saarländischen Landtag bleiben die etablierten Parteien weiterhin unter sich. Der Unterschied besteht nur darin, daß die SPD ihre bisherige, hauchdünne Mehrheit von einem Mandat ausgebaut hat. Eines wird sich ändern: Die SaarländerInnen haben Oskar Lafontaine als Ministerpräsident abgewählt und ihn statt dessen zum SPD-Kanzlerkandidaten bestimmt. Mit rund 55 Prozent der Stimmen im Kreuz - ein ähnlich gutes Ergebnis erzielte die SPD nur in Schleswig-Holstein nach der Barschel-Affäre - kann der kleine Bäckersohn „stolz wie Oskar sein“.

Lafontaines Botschaft des Abends: „Ich gehe nicht nach Bonn, ich fahre morgen hin, zum Parteivorstand.“ Heftigst bemühte er sich, die Fiktion aufrechtzuerhalten, er habe sich noch nicht für die Kandidatur entschieden. 60 Prozent aller WählerInnen wollen laut ZDF-Umfrage Oskar als Kanzler bewundern. Klaus Töpfer sprach von einem „herben Rückschlag“ für seine Partei und versprach, „mit großer Ernsthaftigkeit“ über die Ursachen des Wahlergebnisses nachzudenken. Ansonsten legte er sein politisches Schicksal ganz in die Hände des heute tagenden CDU-Präsidiums. Dort dürfte erst auf Halbmast geflaggt werden, und danach werden die Fetzen fliegen. Schließlich lautete das erklärte CDU-Wahlziel, den bundesweiten Abwärtstrend der Union zu stoppen.

Bitter gestand Kanzler Kohl in der „Bonner Runde“ ein, man „habe eine Niederlage erlitten“, weigerte sich aber, einen bundespolitischen Trend in dem Wahlergebnis zu erkennen. Ganz im Gegensatz zu den Konservativen konnte Lafontaine sich freuen und auch die „Freunde in der DDR“ grüßen: „Ich glaube, wir haben eine gute Vorlage für die Wahlen in der DDR und in Bonn geliefert.“

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