Saar-SPD schwoft im siebten Himmel

Oskar Lafontaines Wahlsieg übertraf die kühnsten Träume / Häme für Töpfer und die FDP / Mitleidsgefühle für die Grünen / SPD-TV-Manager: Werbespots für Kanzler Lafontaine sind schon längst in der Mache  ■  Von J.Weidemann

Saarbrücken (taz) - Schon kurz nach 18 Uhr gestern abend tobt die SPD-Basis. Im Saal der Saarbrücker Volkshochschule feiert sie einen Traumsieg. „54 Prozent für die SPD“, verkündet soeben das ZDF in einer Hochrechnung. Frauen fallen sich im Flur um den Hals: „Geschafft, geschafft!“ Eine Sozialdemokratin ganz ergriffen auf Saarländisch: „Mer sinn hin!“ Freudentränen fließen. Das Klatschen will nicht abbrechen. Es wallt sogar noch auf: Die REPs bleiben draußen. „Das war unser Ziel!“ kommentiert ein Genosse vom Ortsverein Alt-Saarbrücken.

Die CDU kassiert hämische Lacher. Der Saal gröhlt: „Töpfer muß zurück nach Bonn!“. Der Chefimport aus Bonn taugte nichts. TÖpfer hat das Duell gegen Lafontaine verloren. Das war abzusehen. Er galt als „Auswärtiger“, was im Saarland nichts Gutes verheißt.

Dort gilt das „Wir-Gefühl“, das Lafontaine sich glänzend zu Nutze machte. Denn die Saarländer „wollen nur von einem Saarländer regiert werden“, so ein Basis-Sozi. Er erklärt's mit der Geschichte: „Früher regierten uns immer andere: die Franzosen, die Preußen, die Pfälzer. Wir haben die Fremdherrschaft satt. Wir brauchen einen der unseren, der uns regiert!“

Aber was, wenn Oskar nach Bonn geht? Sozis dazu fast einhellig: „Dann kann er auch dort viel für uns tun!

Bis zuletzt hoffen die GenossInnen mit Ach und Krach darauf, daß auch die Liberalen aus dem Landtag fliegen, die am Abend bei nur knapp über fünf Prozent lagen. Rainer Kopp, SPD-Mann und Chef der Staatskanzlei: „Jetzt hat's auch die letzten sozialliberalen Anhänger aus der FDP vertrieben.“ Die FDP müsse sich jetzt um ihren Vorsitzenden Horst Rehberger Gedanken machen. Sein CDU-freundlicher Kurs sei für den erdrutschartigen Verlust der FDP verantwortlich. Schon kurz nach 19 Uhr ist der VHS-Saal voll. Die SPD -Prominenz läßt zwar warten, doch das stört den Siegestaumel nicht.

Lafontaines Tele-Manager Manfred Bening war zufrieden. Äußerst! Er sollte in den Fernsehspots, so die SPD-Vorgabe „den Oskar“ rüberbringen, „nicht Lafontaine“.

Schizophrenie? Nein: „Oskar“ sei der, der gerne mal mit Leuten am Thresen einen hebt. „Lafontaine“ dagegen sei ganz „der Staatsmann“.

„Oskar“ kam 'rüber. Und wie! Doch fortan gehe es nur noch um den „Staatsmann Lafontaine“, um seiner napoleonischen Züge. “ Für die Bundestagswahl“, verrät Bening. Die Spots für den designierten Kanzlerkandidaten von der Saar seien bereits in der Mache, sagt er, was Staatskanzleichef Kopp dementiert: „Da wüßt‘ ich was davon!“.

Manfred Bening aber ist sich sicher: Er wird auch den nächsten Wahlkampf an der Saar managen: “ Nur heißt dann der Kandidat Reinhardt Klimmt!“