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Unbefleckte Empfängnis

Die wundersame Verwandlung der polnischen KP  ■ K O M M E N T A R E

Leicht wird sie es nicht haben, die neue polnische „Sozialdemokratie“.Brechen will sie mit der Vergangenheit der PVAP, doch eine „unbefleckte Empfängnis“, wie es der neue Generalsekretär Miller nannte, wird es nicht geben. Nicht nur, weil in ihren Führungsorganen Politiker sitzen werden, die ungefähr so sozialdemokratisch sind wie Herbert Mies und Ellen Weber, sondern auch, weil sie zwar das politische Erbe der PVAP gern los wäre, auf keinen Fall aber deren Vermögen.

Adam Michniks 'Gazeta Wyborcza‘, die Regierungszeitung 'Rzeczpospolita‘ und besonders das Regierungsfernsehen lassen schon jetzt keine Gelegenheit aus, der neuen Partei den Spiegel vorzuhalten. Doch vielen jener, die die wundersame Verwandlung vorbereitet haben, kommt es darauf gar nicht an. Sie zählen gar nicht auf Glaubwürdigkeit durch überzeugende Programme und unbelastete Figuren. Sie rechnen mit dem Mißerfolg der Regierungspolitik. Und das nötige Prestige für die neue Partei soll der Beitritt zur Sozialistischen Internationale bringen. Rakowskis Draht zu Willy Brandt und Kwasniewskis sozialdemokratische Ausstrahlung werden das schon erledigen. Ob die Rechnung aufgeht, ist mehr als fraglich.

In wenigen Wochen stehen Kommunalwahlen an, die ersten demokratischen im Nachkriegs-Polen, an denen laut Walesa nur noch Parteien, keine Solidarnosc-Komitees mehr teilnehmen werden. Eine Niederlage der „Sozialdemokratie“, von der man getrost ausgehen kann, wird dann all jene wieder auf den Plan rufen, die Kwasniewskis Hinhaltetaktik auf dem Parteitag mit Zähneknirschen aushielten. Die neue Partei kann von Glück sagen, wenn sie es schafft, den Brief an die Sozialistische Internationale abzuschicken, bevor sie sich erneut gespalten oder aufgelöst hat.

Klaus Bachmann

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