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Alarmzeichen: z.B. Roma

■ Betr.: "Das Reich der Thatsachen hat gesiegt", taz vom 24.1.90

betr.: „Das Reich der Thatsachen hat gesiegt“, taz vom 24.1.90

Leider läßt sich das Beispiel erweitern, das der Autor in seinem Beitrag mit der Laufbahn des Otmar von Verschuer gab. Denn zum Beispiel der Mediziner Hermann Arnold, bis 1945 am Rassenhygieneinstitut, war bis Ende der siebziger Jahre ein geschätzter „Zigeunerexperte“ beim Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit. Romani Rose faßt einen Aufsatz aus 'ztliche Praxis'(1986) von H.Arnold wie folgt zusammen:

„Arnold verlangt (...) ein Ende der 'genetisch meist ziellosen Abtreibungen‘, weil für die Zukunft unserer Industrienation die Züchtung einer 'intelligenten‘ Bevölkerung nötig sei, die 'von Erbanlagen und Traditionen unserer Facharbeiterschaft und technischen Intelligenz strukturiert und geprägt ist‘. Deshalb verlangte er die Sterilisation und Abtreibung gezielt bei Ausländern und bei den Sinti und Roma, die in Arnolds Publikationen 'Asoziale‘ heißen und als 'sozial Leistungsschwache‘ definiert werden. Nach einem Aufsatz von 1979 hat er 500.000 zu sterilisierende Menschen dabei allein in der Bundesrepublik im Auge...“ (Rose, Heidelberg 1987).

Wie weit die neue Generation sich noch vom gleichen bereitwillig nährt, zeigt die derzeitige Haltung der Kommunen, meist auch der Bundesländer angesichts des erbetenen Bleiberechts für die ethnische Minderheit der Roma, deren Angehörige zu Hunderttausenden Opfer der „Rassenhygiene“ wurden. Nicht unbedingt „deutsches Blut“ hat Priorität für ein Leben in der BRD, sondern: Priorität hat Verantwortung aus deutscher Geschichte.

Sibylle Jester-Schmidt, Detmold

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