Barschel geistert weiter

■ Barschel-Kritikerin darf nicht CDU-Fraktionsgeschäftsführerin werden / Chef der CDU-Landtagsfraktion blitzte in der Partei ab

Kiel (taz) - Der Vorsitzende der Kieler CDU-Landtagsfraktion Heiko Hoffmann steht offensichtlich vor dem Ende seiner politischen Karriere. Nachdem der Mann seines Vertrauens, Fraktionsgeschäftsführer Norbert Scholtis, wegen der permanenten Anfeindungen aus der Fraktion das Handtuch geworfen hatte, scheiterte Hoffmann jetzt mit seinem Vorschlag für dessen Nachfolgerin an der Mehrheit seiner LandtagskollegInnen. Der Fraktionschef kündigte daraufhin an, er werde in absehbarer Zeit die Vertrauensfrage stellen.

Hoffmann hatte für den Job der parlamentarischen Geschäftsführerin die Flensburger Abgeordnete Irmlind Heisler vorgeschlagen. Sie war durch ihre engagierte Arbeit im Barschel-Untersuchungsausschuß bekannt geworden und hat sich dabei offenbar beim rechten Mehrheitsflügel der Fraktion unbeliebt gemacht. Nach dem Rückzuges des Grafen Kerssenbrock hatte Frau Heisler sich vehement für die Aufklärung der Affäre eingesetzt und war zu einer der schärfsten Kritikerinnen des damaligen CDU -Landesvorsitzenden Gerhard Stoltenberg geworden.

Doch Hoffmann scheiterte mit seinem Personalvorschlag einmal mehr an einer starken innerfraktionellen Gruppe um den früheren Fraktionschef Klaus Kribben und den Barschel -Minister Peter Bendixen. Diese Gruppe wird vom Landesvorsitzenden, dem parlamentarischen Staatssekretär des innerdeutschen Bundesministeriums, Ottfried Hennig, unterstützt.

Politische Beobachter in Schleswig-Holstein halten es nicht für ausgeschlossen, daß ein Wechsel an der Fraktionsspitze noch vor den Kommunalwahlen am 25. März fällig wird. Als aussichtsreiche Hoffmann-Nachfolgekandidaten gelten Bendixen und Kribben, die während der Barschel-Affäre nach der Methode „nichts hören, nichts sehen, nichts sagen“ verfahren waren. Jürgen Öetting