Kohle, Kämpfer, Krüppel...

■ Schlesischer Bahnhof - Ostbahnhof - Hauptbahnhof: Eine wechselhafte Drehscheibe und ihre Geschichte

Oberbaurat Dr.Leopolt Crelle sah 1839 die Notwendigkeit, Berlin mit der damaligen Messemetropole Frankfurt zu verbinden. Zu diesem Zweck bildete sich eine Aktiengesellschaft mit 2,2 Millionen Taler Stammkapital. Der Eisenbahnfachmann Georg Christian Zimpel, der schon als Stadtbaudirektor in New Orleans mithalf, Amerika unter die Räder zu bekommen, managte den Streckenbau. Entgegen allen damaligen Bestimmungen setzte er den Endbahnhof der Linie mitten ins Stadtgebiet. Am 23.Oktober 1842 nahm der Bahnhof samt Strecke den Betrieb auf.

Damals lockte noch der Osten. Im April 1843 gründete sich die Niederschlesisch-Märkische-Eisenbahngesellschaft (NME) und erwarb das ganze Objekt. Die NME baute die Strecke bis Breslau aus, um aus den Schlesischen Kohlebergwerken Brennstoffe in die Öfen der damit unterversorgten Hauptstadt zu rollen. Ab da hieß er „Schlesischer Bahnhof“.

1919, in den Januarkämpfen, wurde der Bahnhof Schauplatz erbitterter Kämpfe. Revolutionäre Arbeiter und Soldaten besetzten ihn, um das Anrollen konterrevolutionärer Truppen zu verhindern. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 änderte sich das Bild des Bahnhofs und der Fahrgäste wieder einmal total. Soldaten verdrängten die Reisenden und kehrten später als Krüppel wieder. Munitionszüge verließen den Bahnhof und Lazarettzüge fuhren ein.

Am Ende des „Reiches“ war auch der Bahnhof fast völlig zerstört. Der Wiederaufbau begann mit dem Umnageln einiger Gleise auf sowjetische 1.524-mm-Spur - damit Stalin in seinem Privatzug zur Potsdamer Konferenz einrollen konnte. Erst 1950 waren dann endgültig alle Bauarbeiten abgeschlossen, und mit „Ostbahnhof“ wurde ein neuer Name kreiert, den er bis zu seiner Umbennung zum „Hauptbahnhof“ 1987 behielt.

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