Oskarscher Erfolg-betr.: "Lafontaine ringt im Urlaub mit sich", taz vom 30.1.90

betr.: „Lafontaine ringt im Urlaub mit sich“ (Wütende Angriffe Blüms gegen den Wahlgewinner), taz vom 30.1.90

Lafontaine die Verinnerlichung von Rep-Parolen zu unterstellen, wie es Blüm stellvertretend für die CDU versuchte, kann man nur als „dumm und töricht“ bezeichnen. Aus- und ÜbersiedlerInnen wohnen in Turnhallen, Containern, Kasernen (ist dies das Sozialverständnis der Union?), deren Kinder nehmen dabei seelische Schäden und die AsylbewerberInnen und AusländerInnen werden dadurch noch weiter ins gesellschaftliche Abseits gedrängt. Wenn dann ein Politiker wie Lafontaine, nachdem in der DDR ein Umbruch im Gange ist, in nüchterner Sachlichkeit auf die Probleme, die der Zustrom so vieler Menschen mit sich bringt, hinweist (übrigens zum Beispiel auch CDU-Rommel), denkt er dabei mehr an das Wohl der Menschen, als die Regierung mit ihrer Deutschtümelei: Weder deutschnationales Pathos noch rechtsradikale Säbelrasselei, sondern Besonnenheit und eine nüchterne Analyse der Situation sind gefragt, was einen Teil des „Oskarschen“ Erfolges begründet.

Dietmar Reichert, Wiesbaden