Kooperationsausschüsse von SDR und SWF einig

■ Rundfunkräte sollen Abkommen zustimmen / Regierungen in Stuttgart und Mainz wollen Ende Februar entscheiden / Täglich eine Stunde Landesprogramm im TV

Mit dem Abschluß eines Kooperationsvertrags wollen der Südwestfunk in Baden-Baden und der Süddeutsche Rundfunk in Stuttgart einen Schlußstrich unter die jahrelang geführte Debatte über die Neuordnung der Rundfunkstruktur im Südwesten ziehen. Wie der SWF mitteilte, haben sich die zuständigen Ausschüsse beider Häuser auf ein von den Intendanten entworfenes Abkommen geeinigt und ihren Rundfunkräten zur Annahme empfohlen.

Die beiden Sender hatten sich zu einer engeren Zusammenarbeit entschlossen, um der von den Landesregierungen von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz angedrohten formalen Fusion zu entgehen.

Die Ministerpräsidenten Lothar Späth und Carl-Ludwig Wagner kündigten an, sie wollten Ende Februar über das Kooperationsabkommen entscheiden. Sollten die Vorschläge aus ihrer Sicht unbefriedigend ausfallen, stehe nach wie vor ein förmlicher Zusammenschluß der beiden Anstalten im Raum. Gestützt auf ein Gutachten des Wirtschaftsberatungsunternehmens McKinsey waren beide Regierungschefs bislang davon ausgegangen, daß eine Fusion noch höhere Einsparungsmöglichkeiten und umfangreichere Verbesserungen bei der Programmgestaltung bringen könnte als eine Kooperation.

Das von den Sendern ausgearbeitete Abkommen sieht nach Angaben des SWF eine engere Zusammenarbeit in den ersten und dritten Hörfunkprogrammen durch die Übernahme von Produktionen vor. Ihre im zweiten Kanal ausgestrahlten Kultursendungen wollen die Anstalten zu einem Gemeinschaftsprogramm verbinden. 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des SDR haben dagegen bereits scharfen Protest eingelegt. Sie sind der Meinung, der SDR verzichte freiwillig auf ein öffentlich-rechtliches Aushängeschild, das Zweite Programm, „das einzige Feld, auf dem wir konkurrenzlos den kommerziellen Anbietern überlegen sind und bleiben könnten“. In einer Zeit, in der von klarsichtigen Beobachtern der internationalen Medienszene erkannt wird, daß bald schon fundierte Kulturprogramme Konjunktur haben werden, verkaufe der SDR sein etabliertes und angesehenes eigenes Kulturprogramm für ein Regionalprogramm mit zweifelhafter Zukunft, heißt es in der Stellungnahme weiter.

Das Kooperationsabkommen sieht weiter für den 1.Januar 1991 den Start von zwei neuen vierten Hörfunkprogrammen vor, die getrennt für das Land Baden-Württemberg durch SDR und SWF sowie für Rheinland-Pfalz durch den SWF gestaltet werden sollen.

Beim Fernsehen soll der Schwerpunkt der Zusammenarbeit auf der Neugestaltung der landesbezogenen Informationsprogramme in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz liegen. Neben der unverändert im ARD-Vorabendprogramm ausgestrahlten Abendschau komme als verbessertes Angebot täglich eine Stunde Landesprogramm zu festen Abendzeiten in Südwest 3 hinzu, teilte der SWF weiter mit.

Eine Vielzahl von Einzelvereinbarungen, die sich kostenmindernd und effizienzerhöhend auf die Investitions und Haushaltsplanung auswirken sollten, ergänze die programmlichen Absprachen. So sollten beispielsweise auch mobile und stationäre Produktionseinrichtungen, zentrale Verwaltungseinrichtungen oder außerhalb der Sendegebiete von SDR und SWF gelegene Studios künftig gemeinsam genutzt werden.

taz/ap