Vorstoß zu RAF-Dialog

■ 30 Christen wollen sich für die nach wie vor unerfüllten Forderungen nach Zusammenlegung und Kommunikation einsetzen

Berlin (epd/taz) - Etwa 30 evangelische und katholische Christen haben einen neuen Anlauf für einen Dialog mit inhaftierten RAF-Gefangenen und Häftlingen aus anderen militanten Gruppen unternommen. Ihren Dialogvorschlag hat die Gruppe, die sich „Initiative für politische Diskussion mit den Gefangenen“ nennt, den über 50 Inhaftierten in einem Brief unterbreitet. Mehrere Gefangene hätten inzwischen den Eingang des Schreibens bestätigt und sich an der Initiative interessiert gezeigt, hieß es aus Unterzeichnerkreisen.

Zu den Initiatoren des neuen Dialogvorschlags gehören Mitglieder der Jesuiten-Kommunität in Berlin-Kreuzberg, der Hamburger Gruppe „Solidarische Kirche in Nordelbien“ und der Kölner Gruppe „solidarisches Arbeiten“. Es gehe darum, die auch ein Jahr nach dem letzten Hungerstreik „unerfüllten Forderungen der Gefangenen nach Zusammenlegung und Kommunikation mit allen gesellschaftlichen Gruppen“ voranzubringen, erklärten die Unterzeichner. Mit den Gefangenen verbinde sie eine vermutlich ähnliche Sichtweise vieler kritischer Punkte, zum Beispiel bei den Fragen des „Neokolonialismus, der Zerstörung menschlicher Identität und der Schöpfung durch Profitmaximierung“. Als mögliche Diskussionspunkte innerhalb des Dialogs nennen die BriefschreiberInnen „das Wechselverhältnis einer engagierten Minderheit, die sich für Wahrheit und Gerechtigkeit einsetzt gegenüber der Mehrheit einer Gesellschaft“ und die „Gewaltfrage“. Ferner heißt es, daß „in der Beurteilung der Ursachen von Unterdrückung, Unmenschlichkeit und Ungerechtigkeit ähnliche oder gemeinsame Interpretationen möglich, aber bisher nicht zur Sprache gekommen sind“.

Bei der Initiative handelt es sich um den ersten bekanntgewordenen Versuch dieser Art nach dem Mord an dem Chef der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen. Schon vor dem Anschlag vom 30. November 1989 waren allerdings, nach einem unter anderem in der taz veröffentlichten Brief des RAF -Gefangenen Helmut Pohl, Zweifel aufgekommen, ob die im letzten Hungerstreik erhobene Pauschalforderung der Inhaftierten nach „Kommunikation mit allen gesellschaftlichen Gruppen“ weiter besteht.

gero